Leyla Yrina Ceos

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    • Leyla Yrina Ceos


      ζ Der Katzenwunsch ζ

      Die Kiste war groß und schwer. Sie war aus dunklem Walnussholz gefertigt. Auf dem Deckel war ein großer, stilisierter Baum eingeschnitzt. Vorsichtig hob Leyla den Deckel an und lehnte ihn an die Wand, vor der die Kiste stand, an. Sie blähte ihre Backen auf und pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht. Natürlich war die Schatulle, die sie suchte, ganz unten. Beinahe hätte sie sie gar nicht gesehen. Langsam begann das Mädchen kleine Beutel, Kisten und Behälter auszuräumen. Sorgsam stellte sie die Gegenstände neben sich ab, bis sie an die längliche Schatulle kam, ohne den Kisteninhalt in Unordnung zu bringen. Sie holte die Schatulle vorsichtig heraus und stand auf, um an ihren Schreibtisch zu treten. Dort stellte sie sie ab und kehrte zu der großen Kiste zurück. Sorgsam räumte sie ihre Sachen zurück. Natürlich hätte sie das einer der Angestellten überlassen können, doch wenn es um ihre kleinen Schätze ging, wollte sie es lieber selbst tun. Als sie nach einigen Minuten alles zurück geräumt hatte, schloss sie den Deckel wieder.

      Zufrieden schritt sie zu ihrem Schreibtisch auf dem schon ein Kerzenständer mit mehreren Kerzen leuchtete und setzte sich auf den Stuhl. Neben der Schatulle lag schon ein Stapel Pergament bereit. Sie nahm sich eines der Blätter heran und öffnete nun ihre Schatulle. Darin befanden sich mehrere Pinsel, Federn und kleine Tintengläschen, ebenso wie ein sorgsam gearbeiteter Silberstift. Letzteren nahm sie nun zur Hand und begann mit diesem vorsichtig zu skizzieren. Leylas Strichführung war elegant und fein. Bald schon erkannte man eine eher kindliche Darstellung von Tsatsuka, Leyla selbst und einer wuscheligen Katze. Leyla legte den Silberstift zur Seite und nahm das Pergament, um es gegen das Kerzenlicht zu halten. Sie legte den Kopf schief und biss sich auf die Lippen. Ganz zufrieden war sie mit ihrem Bild noch nicht. So nahm sie das Pergament wieder herab und fügte noch einige Details hinzu, ein paar andere Linien wurden ausgebessert. Es dauerte noch einige Minuten, bis sie zufrieden war. Leyla konnte sehr ehrgeizig sein, wenn es darum ging, etwas zu bekommen. Allerdings war das Mädchen grundsätzlich nicht faul, sondern eher neugierig und lernbegierig. Sie hob kurz ihren Kopf und blickte zu dem Buch, dass ihr Privatlehrer zum Lesen aufgetragen hatte. Natürlich hatte sie schon drei Kapitel weiter als nötig gelesen.

      Sie blickte wieder auf ihr Pergament und überlegte einen Augenblick. Als ihr klar wurde, welche Farben sie verwenden wollte, griff sie wieder zu ihrer Schatulle und holte die farbige Tusche heraus und öffnete die Verschlüsse. Es war einige Zeit her, als sie das letzte Mal wirklich gezeichnet hatte. Viele Monate waren vergangen, sie hatte noch in Heidel bei ihrem Vater gewohnt. Sie hatte versucht, ihre Mutter zu zeichnen, doch als sie sich nicht an alle Details von Xellesas Kleidung und Gesicht erinnern konnte, hatte sie das Pergament frustriert zerknüllt und an die Wand geschmissen. Das Mädchen schniefte bei der Erinnerung leise. Wo sie wohl gerade sein mochte? Die letzten Wochen waren aufregend und spannend gewesen, hatten also für genügend Ablenkung gesorgt. Leyla schüttelte den Kopf und konzentrierte sich wieder auf ihr Bild. Vorsichtig begann sie es mit einem der feineren Pinsel auszumalen. Farbe für Farbe trug sie sorgsam auf. Die Feinheiten von Schattierung und Lichtverhältnisse hatte sie noch nicht verinnerlicht, deshalb konzentrierte sie sich auf die Hauptfarben und lies diese Feinheiten weg. Es ging darum, was das Bild aussagen sollte, nicht um Schattierungen.

      Es war schon fast Zeit für das Abendessen als Leyla den Pinsel gesäubert zur Seite legte. Sie gähnte herzhaft, das Zeichnen hatte sie ziemlich angestrengt. Sie säuberte ihre Pinsel und räumte diese, die Tintengläschen und alles andere, dass in die Schatulle gehörte, ordentlich in diese. Das Bild musste nun ohnehin erst einmal trocknen. Sie kletterte vom Stuhl hinab und begab sich zum Abendessen. Dort hatte sie recht zugeschlagen, das Zeichnen hatte wohl nicht nur müde, sondern auch hungrig gemacht. Als sie in ihr Zimmer zurück kehrte, blieb nicht mehr viel zu tun: Sie rollte das Bild sorgsam zusammen und band ein goldenes Band herum. Zufrieden legte sie das nun zusammengerollte Bild ab. Sie würde es ihrer Tante am nächsten Morgen, sobald diese Zeit und Ruhe hatte, übergeben. Die kleine Lady machte sich darauf hin bettfertig und war innerhalb kürzester Zeit eingeschlafen.


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      Mendred: "... aber mit dem Schwert geht's schneller."


    • Ƹ̴Ӂ̴Ʒ Wunschträume Ƹ̴Ӂ̴Ʒ

      Leyla streckte sich ausgiebig. Sie hatte für ihre Verhältnisse ungewöhnlich lange geschlafen. Allerdings konnte das auch daran gelegen haben, dass sie besonders lange wach gewesen war. Sie liebte Calpheon jetzt schon. Hier konnte sie öfter das Anwesen verlassen, ohne sich heraus schleichen zu müssen. Zumindest, wenn jemand aus dem Personal gerade da war, um sie zu begleiten. Oder Aegaria. Aegaria... sie war so glücklich, ihre Freundin zurück zu haben, sie hatte sie die letzten Jahre in Heidel sehr vermisst. Leyla entdeckte einen Brösel auf ihrem besticktem Kleid und wischte diesen fort. Obwohl sie noch recht jung war, legte sie großen Wert auf ein gepflegtes Äußeres, auch wenn sie in aller Aufregung schon mal vergaß, sich wie eine kleine Lady zu benehmen.

      Heute würde ihr Lehrer erst etwas später eintreffen, so hatte sie noch etwas Zeit. Doch diese wollte sie heute nicht mit Lernen verbringen. Leylas Lippen umspielten ein sanftes Lächeln, als sie an ihre Pläne dachte. Sie verließ ihr Zimmer und wanderte über den Flur. Sie grüßte Jahime, die Bedienstete, die sich um Leylas Kleidung und Zimmer kümmerte. Die Frau, vielleicht gerade mal siebzehn Jahre, knickste und grüßte die kleine Lady freundlich. Sie beugte sich vor, um eins von Leylas verirrten Haarsträhnen zu richten, dann setzte sie ihren Weg zu Leylas Zimmer fort. Leyla mochte Jahime, auch wenn die junge Frau wenig sprach. Zufrieden setzte Leyla ihren Weg nach draußen fort. Dort musste sie erst einmal blinzeln, die helle Sonne blendete sie. Kaum ein Wölkchen trübte den strahlend blauen Himmel. Leyla entdeckte einen Vogelschwarm, wie er über das Anwesen in Formation flog. Sie trat auf den gut gepflegten Pfad, der sie zum Trainingsplatz führen würde. Zu beiden Seiten wuchs eine gepflegte Hecke, dahinter hatte man Rosenbeete, mit schön gewachsenen Bäumen dazwischen angelegt. Bei einem Durchgang an der Hecke huschte sie vom Weg fort und legte den Rest des Weges dahinter fort.

      Bald hörte sie Erijons zierliche, aber angestrengte Stimme. Den letzten Abschnitt ging sie geduckt. Es dauerte einen Augenblick, bis sie 'ihren' Heckenabschnitt fand und sich im Schneidersitz hinsetzte. An dieser Stelle waren einige Zweige der Hecke abgebrochen und braun. Irgendwann schien die Pflanze dort beschädigt oder krank geworden zu sein und nun gab es ein kleines Loch, durch das Leyla Erijons Training beobachten konnte. Ihr Bruder trug seine dünn wattierte Trainingskleidung. Sein Haar war schon leicht feucht, sein Gesicht rot vor Anstrengung. In seinen Händen hielt er ein Kurzschwert, eine wohl leichtere, aber nur wenig kleinere Variante wie sie ein Erwachsener tragen würde. Sein Mentor, jener, der Leyla schon verscheucht hatte, damit sie das Training nicht störte, stand streng daneben und korrigierte seine Haltung mit schroffen Bewegungen. Leyla mochte den Mann irgendwie nicht. Einerseits, weil er in ihren Augen schroff war und andererseits, weil er sie nicht zusehen lassen wollte. 'Das habt Ihr Euch so gedacht," murmelte sie bei sich und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Nun konnte sie doch zusehen, und er hatte keine Ahnung!

      Das war der einzige Wermutstropfen, den Leyla an Calpheon befand. Hier konnte sie ihren Bruder noch weniger sehen, als in Heidel. Hauptsächlich sahen sie sich beim Mittagessen, doch zu diesen Gelegenheiten konnten sie sich nicht besonders entspannt unterhalten. In der Regel besprachen die Erwachsenen etwas geschäftliches. Manchmal war ihr Großvater, Phineas Gaius ebenfalls anwesend, da war es noch komplizierter. An manchen Tagen hatten Leyla und Erijon die Gelegenheit, sich zu treffen und ein paar unbeschwerte Stunden zu verbringen. Aber durch sein Kampftraining hatte Erijon noch weniger Zeit als Leyla. Dennoch empfand Leyla manchmal Neid. Ihr Bruder durfte kämpfen lernen. Obwohl Leyla ein friedliebendes Mädchen war, so wollte sie sich in einem Notfall auch selbst verteidigen können. Fasziniert betrachtete sie ihren Bruder, wie elegant er jetzt schon die Klinge heben könnte. Sicher, die Luft war nicht besonders wehrhaft, dennoch fand sie das Eindrucksvoll. Was ihre Familie sagen würde, wenn sie nach ein paar Schwertkampfstunden fragen würde? Vermutlich entsetzt den Kopf schütteln. Dennoch versteckte Leyla die Idee in ihren Gedanken. Vermutlich würde sie dennoch fragen. Im Grunde wusste sie die möglichen Antworten schon, aber so einfach wollte sie nicht aufgeben. Wahrscheinlich kämen dann wieder Erklärungen, dass sie in ein paar Jahren verheiratet werden würde, ihr künftiger Mann wohl auch für ihre Sicherheit sorgen könnte. Leyla seufzte leise. Vermutlich würde sie nicht all zu viel mitreden dürfen, falls überhaupt. Dennoch würde sie nie, wie diese Elfe, einfach weglaufen. Sie liebte ihre Familie trotz allem. Und Erijon... er war ihr sehr wichtig, er war ihr Bruder. Ihr ein und alles. Wieder musste sie an ihre Eltern denken. An ihren Vater, der kaum Zeit für sie hatte und ihre Mutter, die sie schon so lange nicht gesehen hatte. Leyla unterdrückte eine Träne, denn sie wollte nicht weinen. Sie wollte stark sein. Stark wie Erijon, der stoisch und verbissen sein Training absolvierte, obwohl er in Leylas Augen eher wie ein Gelehrter und Mann des Wissens und nicht wie ein Kämpfer wirkte.

      Plötzlich bemerkte Leyla, dass es still geworden war. Sie beute sich wieder vor, um durch das Loch in der Hecke zu blicken, doch nun konnte sie nichts erkennen, weil es von Beinen blockiert wurde. Erschrocken blickte sie nach oben in die strengen Augen von Erijons Mentor. Erschrocken zuckte sie zusammen, als dieser den Kopf schüttelte. "Also wirklich, Lady Leyla... Ihr könnt Euch doch nicht in den Dreck setzen und wie ein Gossenkind andere beobachten," tadelte er das Mädchen. Leyla biss sich ertappt auf die Lippe, als die große, kräftige Hand des Mannes ihr aufhelfen wollte. Sie ließ sich hochziehen. Als sie auf ihren Beinen stand, packte er sie sanft und hob sie auf den Weg rüber. "Kleine Lady, ich denke, es ist Zeit für Euren Unterricht," erklärte er streng. Leyla nickte stumm. Sie blickte sich kurz nach Erijon um, doch er war wohl schon gegangen. Seufzend ging sie zurück zu ihren Zimmern, um sich für den Unterricht vorzubereiten, Erijons Mentor blickte ihr nach. Sie war sich nicht sicher, ob er wütend war. Er hatte sie überrascht, als sie ihren Gedanken nachhing. Noch einmal würde ihr das nicht passieren, das nahm sie sich fest vor.
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      Mendred: "... aber mit dem Schwert geht's schneller."

    • ♦Dämmerung♦

      Eigentlich hätte sie müde sein sollen. Es war weit nach Mitternacht und der Tag ereignisreich gewesen. Doch Leyla fühlte sich, als hätte man sie unter Strom gesetzt. Seufzend schlug sie die Decke zur Seite und kletterte aus ihrem Bett. Dabei fiel eins der Kissen zu Boden, doch sie ignorierte es und ließ es liegen. Im schwachem Licht einer einzelnen, kleinen Laterne, die auf dem Nachttisch stand, tapste sie ans Fenster und zog den Vorhang vorsichtig ein Stück zur Seite. Draußen war es dunkel und still.

      Leyla dachte über die letzten Stunden nach. Eigentlich hatte sie die Stadt nur ein wenig erkunden wollen. Es war manchmal einfacher, wenn kein Bediensteter hinter ihr herlaufen musste. Also hatte sie sich ihre Reisekleidung, die zwar noch immer edler, aber nicht ganz so auffällig war, geschnappt und aus dem Anwesen geschlichen. Soweit war alles nach Plan verlaufen. Doch in der Dämmerung hatte sie irgendwann eine falsche Abzweigung genommen und war in einem eher herunter gekommenem Viertel gelandet. Das Armenviertel. Schon der Blick einer älteren Frau, bohrend und verzweifelt, hatte das Mädchen verschreckt und sie hatte recht schnell gemerkt, dass sie möglichst schnell nach Hause gehen sollte. Leyla rieb sich die Augen, als sie sich an die gruselige Geräuschkulisse und die zwei dunklen Gestalten erinnerte. Sie schalt sich für ihre eigene Dummheit, denn natürlich würden die Armen, verzweifelt und mittellos, die Chance nutzen, wenn ein gut gekleidetes Mädchen ganz alleine durch ihre Gassen wanderte. Sie rieb sich die Arme, an denen der Mann sie gepackt hatte. Ihr war nichts passiert, denn dann kam der rothaarige Mann, mit dem sie einige Tage zuvor auf der Brücke gesprochen hatte, zur Hilfe.

      Leyla fröstelte, also begab sie sich wieder zum Bett. Den Vorhang ließ sie so, wie er war. Nun hatte sich dadurch ein wenig Mondlicht zum Schein der Laterne hinzugesellt. Irgendwie fühlte Leyla sich diese Nacht mit Licht etwas wohler als ohne. Sie kuschelte sich wieder in ihre Decke und dachte an die Unterredung in Tsatsuaks Räumlichkeiten. Sie hatte sich auf Schlimmeres eingestellt, doch es war am Ende eigentlich sogar recht gut ausgegangen. Xineko hatte nicht verraten, aus welcher Situation er Leyla gerettet hatte. Dafür war sie ihm sehr Dankbar. Letztlich arbeitete er nun sogar für Haus Ceos... für sie, auch wenn es eher wie ein Geheimnis wirkte. Lelya fragte sich noch immer, weshalb ihr Großvater wohl wütend oder verärgert war, denn Tante Tsatsukas Erklärung hatte kaum etwas offenbart. Bisher hatte sie noch nicht all zu viel Zeit mit ihm verbracht, daher fiel es er schwer, ihn einzuschätzen.

      Leyla schloss die Augen, dabei gähnte sie herzhaft. Hoffentlich konnte sie bald einschlafen, denn der kommende Tag würde nicht einfach werden. Immerhin musste sie nun einige Dinge tun, jetzt, wo sie sich selbst um einen Angestellten kümmern musste. Langsam dämmerte sie in einen unruhigen Schlaf, ihre letzten Gedanken kreisten noch um Kleidung und Räumlichkeiten.
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      Mendred: "... aber mit dem Schwert geht's schneller."

    • Ƹ̴Ӂ̴Ʒ Seelenspiegel Ƹ̴Ӂ̴Ʒ


      Die letzten Tage waren schön gewesen. Nicht nur, dass das Wetter sich von seiner Sonnenseite gezeigt hatte, sondern auch Neuigkeiten in ihrem Umfeld. Ihre Tante Tsatsuka und Mendred hatten ihr erklärt, dass Mendred in Wirklichkeit ihr Onkel war. Wohl ein lang gehütetes Geheimnis, von dem selbst Mendred nichts gewusst hatte. Allerdings bedeutete das auch Veränderungen, denn so wie sich herauss stellte, hatte íhr Großvater auch beschlossen, dass Tsatsuka und Mendred in Zukunft Haus Ceos führen würden. Obwohl Leyla Mendred sehr gerne hatte, war sie ein wenig besorgt, denn diese Änderung würde nun ihren Bruder Erijon ins Abseits stoßen. Bisher hatte sie noch nicht mit ihm sprechen können, aber sie konnte sich vorstellen, dass der Junge, obwohl er eher eine introvertierte Persönlichkeit hatte, wenig erbaut sein würde.

      Zuerst nachdenklich, aber dann dennoch recht gut gelaunt hatte Leyla sich in Begleitung mit Xineko in die Stadt zur Brücke begeben. Während Xineko sich im Hintergrund eher verborgen hielt, hatte Leyla wieder neue Personen kennen gelernt und war sogar in der Lage gewesen, mit ein paar wenigen Worten einen Streit zu schlichten. Das Lob der Anwesenden hatte ihr gut getan und sie hatte sich sehr darüber gefreut. Wieder eine neue Erfahrung, die sie später nutzen konnte. Riechiel de Sáint hatte Leyla aufgesucht, um ihr ein Geschenk zu machen. Leyla war überwältigt und hatte die Walküre wohl sogar ein wenig überrascht, als sie diese zum Dank umarmt hatte.

      Zurück im Anwesen Ceos trat Leyla in ihr Zimmer und eilte aufgeregt an ihren Tisch, auf dem zwei geöffnete Bücher und ihre Schreibfedern mit Tinte befanden. Vorsichtig, wie ein zerbrechliches Ei behandelnd setzte sie Riechiel de Sáints Geschenk ab. Sorgfältig in edlem, goldenem Papier wirkte es wie ein kleiner Schatz. Eine Tradition um Freundschaft aufzubauen, sich zu unterstützen. Leyla lächelte, Riechiels Worte waren freundlich und vom Herzen gekommen. Leyla ließ sich in einer flüssigen Bewegung auf ihrem Stuhl nieder. Das Geschenk war fast zu schön, um es einfach zu öffnen. Aber es war sicher nicht Riechiels Gedanke gewesen, es verschlossen verstauben zu lassen. Sorgfältig und vorsichtig löste Leyla also das Papier und legte es zur Seite.

      Zum Vorschein kam ein Anhänger, bestehend aus dem Zeichen Elions, eine schön gearbeitete Haarnadel in Form eines Schmetterlings, welcher mit Perlen geschmückt war und ein kleiner Dolch mit edlem Griff. Vorsichtig besah sich das Mädchen die wundervollen Geschenke. Es lag ihr wohl wirklich viel in dem, was sie gesagt hatte und Leyla konnte nicht anders, als sie dafür zu bewundern. Sie nahm den Schmetterling vorsichtig in die Hand und besah sich das schöne Stück. Sie würde ihn und auch die anderen Dinge wie ihren Augapfel hüten. Sie stand auf und trat an ihren Spiegel. Geschickt steckte sie das Kleinod in ihr Haar und betrachtete ihr Ebenbild. Ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Es war ein wunderschönes Schmuckstück, aber viel schöner war die Bedeutung und wie es zu ihr gefunden hatte. Sie trat zurück an ihren Schreibtisch, setzte sich aber nicht wieder. Den Anhänger Elions wollte sie ebenfalls tragen, eine Kette dafür würde sich sicher unter ihren Sachen finden. Ihre Blicke glitten zurück zu dem Dolch mit dem edlen Griff. Vorsichtig nahm sie ihn in die Hand und betrachtete ihn genau. Sie hatte noch nie einen Dolch besessen. Vorsichtig legte sie ihn ab. Sie fühlte sich in Calpheon immer mehr zu Hause, viel mehr als all die Jahre in Heidel. Es schien, als gäbe es auf einmal einige mehr, die sich um sie kümmerten und für ihr Wohl sorgten. Eine Nähe, die ihr schon lange gefehlt hatte. Zufrieden schloss sie die Augen und genoss das Gefühl, dass sich wie die wärmenden Strahlen auf ihrem Gesicht an ihr Herz schmiegte.

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    • // Zufriedenheit \\

      Leyla saß auf einer der eleganten Bänke, die im Garten des Ceos-Anwesens standen. Neben ihr stand ein Körbchen mit verschiedenfarbigen Bändern, in ihren Händen hielt sie einige davon, kunstvoll zu einem breitem Band zusammen geflochten. Sie lächelte zufrieden, im Moment ruhte ihre Handarbeit. Der Himmel war blau und nur mit einigen Wölkchen versetzt, ein leichter Wind ließ die Blätter der Bäume, die in der Nähe standen, leise rascheln.

      Leyla hatte mit Tsatsuka und Mendred über ihren Wunsch, mit einem Schwert kämpfen zu lernen, gesprochen. Natürlich waren sie zuerst abgeneigt, das hatte Leyla nicht überrascht, doch dann hatten sie, nach einiger Überlegung eine recht gute Idee ausgebrütet. Leyla sollte Tanzen lernen. Zuerst hatte Leyla den Zusammenhang nicht verstanden, Tanzen hätte sie so oder so lernen müssen. Allerdings verlangte Tanzen gute Beinarbeit, welche letztlich auch nützlich für Fechten, was die beiden Leyla letztlich angeraten hatten. Es müsste nur ein geeigneter Lehrer, der zudem auch Stillschweigen bewahrte, gefunden werden.

      Endlich hatte ihr Vater ein wenig Zeit gefunden, sich mit ihr zu unterhalten. Natürlich war es wie so oft zuerst sehr zäh gewesen, aber das war sie nicht anders gewohnt. Schwieriger war es ab dem Moment geworden, als sie ausloten wollte, wie er über sie und ihre Zukunft dachte. Wenig überraschend aber dennoch ernüchternd war seine Reaktion gewesen. Das war einer der Momente, an denen sie sich wünschte, als Junge geboren worden zu sein. Es war nicht schlecht, ein Mädchen zu sein, keine Frage. Dennoch... sie fühlte sich einfach zu mehr berufen. Leyla hatte, als sie gespürt hatte, wie wenig ihr Vater von ihren Wünschen hielt, sofort zurück gerudert und einen Entschluss gefasst. Sie würde einige ihrer Träume weiter verfolgen, nur durfte er nichts davon erfahren. Es wäre ihr zwar lieber gewesen, ehrlich zu sein, doch es nutzte alles nichts. Sie würde nie ein Einverständnis von ihrem Vater erhalten und sie wollte ihn nicht weiter erzürnen.

      Also hatte sie das Gespräch in andere Bahnen gelenkt und Khaled war tatsächlich ein wenig weicher geworden. Nun, für seine Verhältnisse jedenfalls. Er hatte dem Mädchen eine Brosche und einen für die Katze passenden Anhänger gebracht. Leyla war tatsächlich ein wenig überrascht gewesen, dass er sich nicht gegen ihre Katze ausgesprochen hatte. Fast konnte sie vergessen, wie wenig begeistert er über ihre Wünsche, mehr als nur eine Ehefrau zu werden, gewesen war. Leyla hätte gerne noch etwas mehr Zeit mit ihm verbracht, doch ihr Vater hatte sie schon bald darauf wieder verlassen, um sich um seine Geschäfte zu kümmern. Egal ob sie in Heidel oder Calpheon waren, viel Zeit für seine Kinder hatte er noch immer nicht.

      Leyla nahm wieder eins der feinen Bänder zur Hand und flocht es in ihre Arbeit ein, bald würde das Band so lang wie sie groß war, sein. Sie lächelte wieder, als sie an den vergangenen Tag war. Sie hatte sich in der Nähe des Anwesens mit Aegaria unterhalten, die Walküre Rieshiel de Saint war ebenfalls zu ihnen gestoßen. Doch bevor Leyla Rieshiel das Geschenk, dass sie die letzten Tage vorbereitet hatte, übergeben konnte, war das Gespräch auf eine Botschaft der Walküre, von der Leyla aber nichts gehört hatte, gekommen. Letztlich fiel der Name ihrer Mutter und es dauerte einen Moment, bis sich das Mädchen wieder gefangen hatte. Aber es waren die ersten Neuigkeiten seit zwei Jahren und Leyla war sehr daran gelegen, mehr darüber zu erfahren.

      Das Mädchen konnte, als es sich beruhigt hatte, Rieshiel auch das Geschenk, eine elegante Schreibfeder mit Gravur in einem edlen Kästchen übergeben. Aegaria hatte das Gespräch dann in eine andere Richtung gelenkt und gefragt, ob nicht sogar Rieshiel Leyla das Tanzen unterrichten konnte. Schnell einigten sie sich darauf, dass die Walküre Leyla Tanzen und Fechten beibringen würde. So hatten sie eine vertrauenswürdige Person gefunden. Leyla mochte Rieshiel sehr gerne. Sie war so rein und sanft wie ein leuchtender Stern.

      Leyla beendete ihre Arbeit und legte das lange Band vorsichtig und akkurat zusammen. Sie platzierte es in ihrem Körbchen und stand auf, dabei richtete sie ihr Kleid und strich sich mögliche Falten glatt. Zufrieden lenkte sie ihre Schritte zurück zum Gebäude, welches ihr Zimmer beherbergte. Dabei musste sie sich ernsthaft darauf konzentrieren, nicht zu hopsen.
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    • ❄❆ Winterball ❆❄

      Lächelnd blickte Leyla zum Fenster. Die Vorhänge waren einen Spalt geöffnet und ließen den Blick auf den Nachthimmel, einige Sterne und einem Teil des Mondes frei. Das Zimmer selbst war in der Nähe des Fensters in einen unwirklichen, silbrigen Schein getaucht. Obwohl es sehr spät war, konnte Leyla keinen Schlaf finden. Sie blickte auf ihren Nachttisch, wo die kleine Box mit dem Preis des Winterballs lag. Obwohl sie gar nicht das Ziel zu gewinnen gehabt hatte, freute sie sich darüber. 'Papa wird es gefallen haben,' dachte das Mädchen bei sich. Allerdings wusste sie gar nicht, ob er es gesehen hatte, zum Ende des Festes hin hatte sie ihren Vater aus den Augen verloren gehabt. Müde rieb sie sich die Augen, doch noch immer fühlte sich ihr Geist zu wach an. So schweiften ihre Gedanken zu dem blinden Mädchen, welches so wundervoll gesungen hatte und sie um die Rosen gebeten hatte, um eine schöne Erinnerung an den Ball zu haben. Leyla lächelte und freute sich auf den Tag, an dem Heather Haus Ceos besuchen würde und sie wieder dem schönem Gesang lauschen durfte. Irgendwie war es schade, dass fast alle ihrer liebsten dort waren, nur ihr Bruder war nicht mitgekommen. Wie immer wusste sie nicht weshalb, irgendwie erschienen Leyla die üblichen Erklärungen nicht passen zu wollen. Erijon wurde ihr immer fremder und sie vermisste den Bruder, der er ihr in Heidel noch gewesen war. Leyla selbst war in den letzten Wochen ruhiger und vernünftiger geworden, doch tief in ihrem Herzen wusste sie, dass sie sich ihr Leben nicht diktieren lassen wollte, egal wie sehr man sie in ihre Rolle als adelige zwängen wollte. Dennoch fühlte sich ihre Zukunft noch sehr verborgen an, das Ziel nicht erkennbar. Müde drehte sich das Mädchen dass bald vierzehn werden würde zur Seite, kurz darauf war sie eingeschlafen. Der Mond im Fenster war vorbeigezogen und hatte den silbrigen Glanz mit sich genommen.
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    • Ƹ̴Ӂ̴Ʒ Wiedersehen Ƹ̴Ӂ̴Ʒ

      Zittrig und unsicher schlich Leyla durch ihr Zimmer. Nachdem Erijon der diese Nacht bei ihr bleiben durfte, erschöpft eingeschlafen war, war sie noch immer wach gelegen, die Gedanken wirbelten durch ihren Kopf und ließen sie nicht zur Ruhe kommen. Sie dachte über ihr Gespräch mit Aegaria nach, doch es fiel Leyla schwer, sich darauf zu konzentrieren. Ihre Mutter, Xellesa war wieder da. Der Tag, auf den sie so lange gewartet hatte, war gekommen. Allerdings anders, als sie es sich erhofft hatte. Ja, die Liebe und Wärme, die von Xellesa ausgingen, waren ehrlich, aber mehr aus mütterlichem Instinkt als wirklichem Wissen heraus. Leyla fragte sich, was in den Jahren passiert sein musste, dass ihre Mutter all ihre Erinnerungen verloren haben musste. Der Krieg? Eine fremde Person? Etwas unnatürliches? Leyla machte ein paar weitere Schritte, ihr Blick wanderte zu Erijon. Er kam nicht besonders gut damit klar, nie hatte Leyla ihn so gesehen. Sie schritt zu dem großen Bett und kletterte dazu, kuschelte sich zu ihrem geliebten Bruder. 'Wir werden es schaffen, Eri. Sie wird sich wieder an alles erinnern, dann sind wir endlich eine richtige Familie," wisperte sie leise, ohne dass der schlafende Junge dies bemerkte. 'Jetzt sind wir alle zusammen, du, ich, Papa und Mama." flüsterte sie müde. Sie war fest entschlossen, ihrer Mutter zu helfen, sich zu erinnern. Langsam sammelt sie in Gedanken Ereignisse und Dinge zusammen, die sie gemeinsam verbanden, um ihrer Mutter davon zu erzählen. Es dauerte noch einige Zeit, bis Leyla eingeschlafen war und zum ersten Mal seit langem verschlief das Mädchen nicht nur das Frühstück sondern auch den halben Vormittag.
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    • ~~ Tanz im Wind ~~


      Leyla schloss die Augen und atmete tief die frische Frühlingsluft ein. Die ersten Frühlingsblumen erwachten zum Leben, die Bäume ihre ersten Blätter. In der sanften Briese war immer wieder das freche Keckern von zurückgekehrten Vögeln zu hören. Das Mädchen öffnete wieder die Augen und folgte dem Pfad in den hinteren Teil des Gartens. Hier wuchsen vermehrt auch winterfeste Hecken und der Ort war nicht von überall einsehbar. Bestens für ihr Training geeignet. Bis zu ihrer nächsten Übungsstunde bei Lady de Saint würde es noch ein wenig dauern und sie wollte gut vorbereitet sein. Leyla beneidete ihren Bruder, welcher bei der neu gegründeten Wolfsgarde trainieren sollte. Außerhalb des Anwesens. Das war sicher sehr interessant und sie nahm sich vor, ihn, sobald er zurückkam, ausgiebig darüber zu befragen. Seine Abreise war so plötzlich gewesen, dass Leyla erst davon erfahren hatte, als ihr Bruder schon fort war. Gerne hätte sie sich verabschiedet.

      Leyla blieb stehen, als sie ihr ruhiges Fleckchen erreicht hatten. Sie hatte sich in einfache Hosen und Hemd gekleidet, darüber trug sie eine lockere Jacke. Sie hatte diese Zusammenstellung gewählt, um möglichst beweglich zu bleiben. Sie begann mit einigen Dehnübungen, dabei behielt sie ihr Umfeld im Blick. Sie machte sich keine Sorgen, dass ihr Vater sie hier hinten entdeckte, dafür arbeitete er zu viel. Allerdings gab es genug Leute, die sich gerne über gesehenes unterhielten und sie wollte nicht, dass Khaled erfuhr, dass sie heimlich Fechtfiguren übte. Sie hatte zwar keine Übungswaffe oder etwas ähnliches mitgenommen, aber die Postionen und Übungen waren deutlich erkennbar. Allerdings hatte sich Leyla natürlich einen Notfallplan zurecht gelegt. Sobald sie jemanden in der Nähe bemerken würde, so hatte sie sich vorgenommen, würde sie direkt in Tanzschritte übergehen. Was die Beinarbeit anging, war das sicher nicht verkehrt. Dass sie dies draußen tat, konnte sie ebenfalls erklären. Frische Luft war gesund und der Winter war lang genug gewesen.

      Leise kicherte sie, als der Wind sich in ihrem Haar verfing und ihre Sicht bedeckte, als sie in die Ausgangsposition gewechselt war. Im Augenblick war sie einfach zufrieden. Ihre Mutter war zurückgekehrt, Erijon ging es wieder besser und der Frühling nahte. Sie musste sich eingestehen, dass es tatsächlich manchmal die einfachen Dinge waren, die einen glücklich machen konnten. Sie machte eine Drehung, weil sie glaubte, eine Bewegung wahrgenommen zu haben, doch es schien nur das Flüstern des Windes gewesen zu sein. Als sie sich aber wieder umdrehte, saß ein Mädchen auf dem Mäuerchen und lächelte ihr zu. Leyla erkannte, dass es sich hierbei um das blauhaarige Mädchen Alierana, die bei Tante Tsatsuka zu Gast war, handelte. Bisher hatten sie nur wenige Worte gewechselt, obwohl Leyla sich fest vorgenommen hatte, sie kennen zu lernen.

      "Lasst Euch von mir nicht stören, junge Lady Ceos," wurde Leyla von der sanften Stimme des Mädchens begrüßt.
      Leyla nutzte ihren Schwung und machte einen Ausfallschritt in Alieranas Richtung, um vor dieser stehen zu bleiben. Sie wusste nicht genau, wie sie Alierana einschätzen sollte, doch sie schien wirklich nicht darauf aus zu sein, Leyla stören zu wollen.
      "Du bist Alierana, nicht wahr? Du kannst mich Leyla nennen," bot sie dem Mädchen, das wohl nur wenige Jahre älter als sie sein mochte, an.
      Alierana nickte lächelnd.
      "Danke, das ist sehr freundlich. Wenn Ihr... du deine Hüfte noch etwas verlagerst, verstärkst du dein Gleichgewicht noch etwas. Sieh deinen Körper nicht als Arme, Beine und Torso und so weiter an, sondern als eine Einheit als ganzes. Bewege dich wie ein Blatt im Wind, anstatt gegen ihn. Egal ob du nun tanzt oder fechtest."
      Rana lächelte, sie hatte das, was Leyla tat, direkt durchschaut. Leyla musterte sie einen Augenblick, es schien, als war ihr das, was Leyla tat, nicht fremd.
      "Übe ruhig weiter, ich gebe dir Bescheid, wenn sich jemand nähert."
      Alierana lächelte wieder, ihre Stimme klang sanft und freundlich. Leyla konnte nicht anders, als sich das blauhaarige Mädchen wie eine Windfee vorzustellen. Beinahe hätte sie ihren Gedanken sogar ausgesprochen, doch mit Sicherheit hätte sich Alierana daran nur erheitert, denn so etwas wie Windfeen gab es nicht. Zumindest glaubte Leyla nicht daran, dass es so etwas gab.

      Alierana war eine ruhige Zuschauerin. Normalerweise fühlte sich Leyla nicht wohl, wenn jemand zusah, besonders, wenn sie etwas heimliches tat. Alierana aber bemerkte man kaum, man spürte ihre Anwesenheit, doch sie war wie der Wind, einfach nur da, ohne zu stören. Leyla versuchte das, was sie gesagt hatte, in ihre Übungen einzubringen und es half ihr tatsächlich. Es fühlte sich immer natürlicher an, war weniger anstrengend und machte noch mehr Spaß. Fast vergaß sie die Zeit und als sie beschloss, dass es genug war, war Alierana verschwunden.

      Leyla strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und blickte auf das Mäuerchen, während sie sich darum bemühte, wieder zu Atem zu kommen. Als sie wieder etwas Ruhe gefunden hatte, trat sie auf das Mäuerchen dazu und kletterte hinauf. Sie erinnerte sich an Rieshiels Worte, dass Balance sehr wichtig war. Sie würde ihre Übungsstunde mit Balancetraining beenden. Inzwischen war sie darin schon recht gut geworden, denn das war etwas, dass sie am einfachsten üben konnte, ohne dass Heimlichkeit zwingend notwendig wäre. Zu Beginn war sie die kleine Mauer, deren Oberfläche nur eine Hand breit war, sehr wackelig entlang balanciert, mittlerweile fühlte sie sich so sicher, dass sie beinahe normal ihr entlang gehen konnte, selbst die Arme musste sie dazu nicht mehr ausstrecken. Sie hatte damit begonnen, einige Armbewegungen, die sie beim Fechten brauchen würde, auch auf der Mauer zu üben. Leyla blickte sich dabei noch einmal um, doch Alierana konnte sie nicht mehr entdecken. Allerdings war bisher auch sonst niemand gekommen, doch sie wusste, dass bald die Zeit anbrechen würde, in der die Gärtner ihre Arbeit aufnehmen würde. Deshalb sprang sie vom Mäuerchen hinab und lenkte ihre Schritte über den Pfad zurück zu dem Gebäude, in dem sich ihr Zimmer befand. Die Wolken am Himmel schmolzen weiter dahin, und die Sonne erkämpfte sich erfolgreich die Vorherrschaft, das Ziel, den Frühlinging endgültig einzuläuten, war fast erreicht.
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