Rana Windläuferin

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    • Rana Windläuferin

      Die sanfte Briese des Morgens

      Rauschend brachen die Wellen des Meeres, erst lauter dann leiser werdend gurgelnd, bis sie sich immer leiser im Sand des Strandes verloren. Sie spürte den feinen Sand zwischen ihren kleinen Zehen, die Patschehändchen des Kleinkindes waren um die Knie geschlungen. Eine sanfte Brise spielte mit ihrem langem, blauschwarzem Haar wie ein guter Freund. Alles war friedlich und das Mädchen war zufrieden. Schritte, durch den Sand fast vollständig gedämpft, näherten sich und der Schatten einer großen Person fiel über sie, als eine Hand ihren Oberarm berührte. "Alierana," sprach die warme. angenehm klingende Stimme. Doch bevor sich das Mädchen umdrehen konnte, frische der Wind zu einer starken Böe auf. Ihr Haar wirbelte umher und als sich der Wind wieder legte, war es dunkler und kühler.

      Ringsum waren unzählige Bäume, sie stand auf der Lichtung eines tiefen Waldes. Die Luft war feucht, wie nach einem Regenschauer, hier und da tropfte es noch leicht. Der Geruch von Blättern und feuchtem Moos lag in der Luft. In der Ferne waren die Rufe einiger Vögel zu hören, doch dann wurde die Stille des Waldes nur noch vereinzelt unterbrochen. Ein sanfter Wind kam auf. Er ließ das Laub in den Kronen tanzen und rascheln. Die Intensität des Windes hob und senkte sich, wie der Tanz einer Windelfe. Wieder war ihr Beschützer, der Wanderer bei ihr, legte beide Hände auf ihre Schultern. "Der Wind ist dein Freund und Beschützer, vertraue ihm und er wird dich nicht vergessen," erklärte er sanft. Nun bauschte der Wind zu einer starken Windhose auf, er fing Ranas Haar und Kleidung ein und tanzte um sie herum, beinahe war ihr, als würde er vergnügt glucksen.

      Alierana öffnete abrupt die Augen. "Wanderer...," murmelte sie etwas desorientiert. Sie richtete sich im Bett auf und blickte sich etwas verwirrt um. Sie war in einem einfachem Schlafzimmer. Die Vorhänge waren vorgezogen, nur ein schwacher Lichtschein drang hinein. Neben ihr auf dem Nachttisch befand sich eine ausgebrannte Kerze. Kaum mehr als ein dunkler Schatten war ihr Kurzschwert, welches an den Nachttisch lehnte. Die Windläuferin rieb sich die Augen, dann drehte sie sich zur Seite, um den Vorhang auf der einen Seite auf zu ziehen. Viel konnte sie hinter der Scheibe nicht erkennen, denn es war sehr neblig.

      Langsam versuchte sie zu rekapitulieren, was geschehen war. Sie hatten nach vielen Tagen der Reise endlich Glisch erreicht. Anstatt sich aber sofort erholen zu können, waren Personen aufgetaucht, die sie festsetzen hatten wollen. Während Rana sich gegen einen Kampf entschieden hatte, waren nicht alle so realistisch gewesen. Doch die Handlungen der anderen hatten sie dazu gebracht, selbst etwas zu tun. Sie konnte dich nicht nur zusehen... sie hatte die Magie zu sich gerufen. Windmagie... jene, die der Wanderer ihr erklärt hatte. Die Magie, die laut seinen Worten schon ab Geburt ein Teil ihrer Selbst war. Noch nie hatte sie sich in einer Lage befunden, sie wirklich ernsthaft ein zusetzten. Sicher... sie hatte es nicht gewagt, die stärkere Magie zu entfachen, es war ihr zu wieder, andere zu verletzten. Letztlich war sie nicht besonders hilfreich oder nützlich gewesen, doch was hätte sie schon tun sollen? Den Wind zu schneidenden Sicheln verfestigen? Die hätte es nicht gekonnt. Und bisher war es ihr ohnehin nur einmal gelungen. Und selbst die Magie, die sie eingesetzt hatte, hatte ihr viel Kraft gekostet. Alierana fragte sich, weshalb es so ein Kraftakt gewesen war. Was war ihre Hürde? War das der Grund, weshalb der Wanderer sie verlassen hatte? Dass sie alleine die Kraft dazu finden musste? Sie war sich nicht sicher und sie spürte, wie sehr sie ihn vermisste.

      Langsam versuchte sie sich die Abläufe in Erinnerung zu rufen, doch nicht alles wollte ihr so recht einfallen lassen. Dunkel erinnerte sie sich daran, dass die Gruppe zerbröckelt war. Ob sie alle hier waren? Ob sie nun alleine war? Sie erinnerte sich, dass der Kampf ein plötzliches Ende gefunden hatte, als eine der Angreifer in Zedith jemanden erkannt hatten. Wie hatten sie sie genannt, Xellesa? Rana kletterte aus dem Bett. Man hatte ihre Tunika zum trocknen auf einen Stuhl gelegt, so stand sie nur in der hellen, ebenfalls nicht mehr ganz so sauberen Untertunika da. Irgendwie war es kühl und Rana erschauderte. Kurzerhand schnappte sie sich die Decke und wickelte diese wie einen Umhang im sich, während sie in ihre kurzen Stiefelchen schlüpfte. Sie musste heraus finden, wo die anderen waren. Sie wusste nicht einmal, wer sie in dieses Zimmer gebracht hatte, als das Adrenalin und die Anspannung des Kampfes sie verlassen hatten, war sie wohl bewusstlos geworden.

      "Zedith? Davaab? Siriaka? Wo seid ihr alle?" rief sie, als sie die Tür geöffnet hatte. In die Decke gewickelt wanderte sie auf der Suche nach ihren Begleitern durch das Gebäude.
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      Mendred: "... aber mit dem Schwert geht's schneller."