Dunkle Schlieren zogen ihre wabernde Kreise. Maze kauerte im Zentrum, die Beine hatte sie mit ihren Armen umschlungen. Sie versuchte das tosende Geräusch zu ignorieren, es aus ihren Gedanken zu verdrängen, doch je stärker sie sich darum bemühte, desto lauter und intensiver wurden sie. Es war, als würde die Energie aus ihr entstehen, sein Zentrum in ihrem Geist zu haben. Wie ein kleiner, bösartiger Parasit, dessen Entfernung ihr Ende bedeuten würde.
Mit einem lautem Aufschrei ruckte Maze von ihrer Schlafstatt auf. Ihr Laken war Schweiß überströmt, die Decke war zu ihren Füßen zu einem chaotischem Knäuel verdreht. Das Haar der jungen Frau hin verschwitzt über ihr Gesicht, der Atem ging angestrengt und stoßweise. Es fühlte sich an, als wäre sie eine gefühlte Ewigkeit von einem nie ermüdenden Verfolger gejagt worden. Desorientiert blickte sie um sich, doch sie war alleine. Rawhiti war wohl gerade nicht anwesend, Maze atmete erleichtert aus. Bisher hatte sie ihre Alpträume noch vor ihr verbergen können. Zumindest hoffte Maze, dass dem so war. Träge zwang sie sich dazu, aus dem Bett zu klettern. Ungelenk und wenig elegant stolperte sie zu der Kommode, auf der sich Waschschüssel und Handtücher befanden. Etwas unbeholfen wusch sie sich, um sich wenigstens sauber zu fühlen. Wirklich wach fühlte sie sich nicht, aber was das anging, war ihr im Augenblick wohl wenig zu helfen. Sie kleidete sich an und verstaute ihre Dolche an die üblichen Stellen ihrer Kleidung.
Gerade, als sie den Wohnraum verlassen wollte, öffnete sich die Tür und ihre Herrin trat ein. Sie nickten sich beide zu. Maze gestattete sich, Rawhiti einen Augenblick zu mustern, ehe sie zu sprechen begann.
"Ich habe eine Bitte... wäre es möglich, dass ich Calpheon für zwei oder drei Tage verlassen kann? Es gibt da etwas... das ich erledigen muss," erklärte sie.
Rawhiti schien einen Augenblick auf Maze hinab zu starren, doch dann stahl sich ein feines, aber eisiges Lächeln auf ihr Gesicht.
"Du hast einen Günstigen Moment erwischt, geh deine Sache erledigen, aber sieh zu, dass du bei deiner Rückkehr Diensttauglich bist," erwiderte Rawhiti in der von ihr gewohnten eher unterkühlten Stimmlage.
Maze nickte dankbar und wartete einen Augenblick, bis Rawhiti die Tür frei gemacht hatte.
Draußen war es sehr hell, Maze blinzelte geblendet. Es war mitten am Tag. Bisher hatten sie ihre Alpträume noch nie so lange gefesselt. Wenigstens war dieses Mal die Einrichtung nicht durcheinander gebracht worden. Maezikeen knurrte verärgert. Sie setzte sich in Bewegung und folgte der Hauptstraße aus der Stadt hinaus. Es tat gut, dem ganzen Trubel für einige Zeit zu entkommen, auch wenn das kommende sicher nicht angenehmer werden würde. Jedes Mal, wenn ein starker Alptraum sie heimgesucht hatte, war ihre Mutter Jye'dira nicht weit entfernt gewesen. Und Jye war genau die Person, die Maze am allerwenigsten sehen wollte. Schon gar nicht in Calpheon.
Inzwischen hatte Maze die Außenbereiche der Stadt erreicht. Rechts befand sich der Demi-Fluß, links Getreiderfelder. Die Ruhe, die sich hier auftat, half Maze dabei, wieder einen kühlen Kopf zu bekommen. Der Himmel war beinahe Wolkenfrei, die Luft warm und angenehm. Nachdenklich folgte sie der Straße ohne ein genaues Ziel zu haben. Sie wusste nur, dass sie die nächsten Stunden möglichst nicht in Calpheon sein durfte. Möglicherweise kam es dieses Mal ganz anders und nichts passierte. Verbittert schüttelte sie den Kopf, sie spürte noch immer das Kribbeln der dunklen Energie.
"Wie hat sie mich nur gefunden? Ich dachte... hier wäre ich endlich aus ihrer Reichweite...," murmelte sie nachdenklich bei sich während der Schatten einiger Bäume auf sie fiel.
Sie blickte kurz auf, sie näherte sich ersten Ausläufern des Waldes. Sie erschauderte, ein unheimliches Kribbeln erfasste ihren ganzen Körper. Magie, sie konnte es spüren. Schwarzmagie. Und sie kam nicht von ihr selbst. Entschlossen hob sie den Kopf und blickte in die dunklen Schatten des Waldes.
"Da kommt sie," murmelte Maezikeen bei sich.
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Mendred: "... aber mit dem Schwert geht's schneller."
Mendred: "... aber mit dem Schwert geht's schneller."