Schattenspiel (Maezikeen)

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    • Schattenspiel (Maezikeen)


      Dunkle Schlieren zogen ihre wabernde Kreise. Maze kauerte im Zentrum, die Beine hatte sie mit ihren Armen umschlungen. Sie versuchte das tosende Geräusch zu ignorieren, es aus ihren Gedanken zu verdrängen, doch je stärker sie sich darum bemühte, desto lauter und intensiver wurden sie. Es war, als würde die Energie aus ihr entstehen, sein Zentrum in ihrem Geist zu haben. Wie ein kleiner, bösartiger Parasit, dessen Entfernung ihr Ende bedeuten würde.

      Mit einem lautem Aufschrei ruckte Maze von ihrer Schlafstatt auf. Ihr Laken war Schweiß überströmt, die Decke war zu ihren Füßen zu einem chaotischem Knäuel verdreht. Das Haar der jungen Frau hin verschwitzt über ihr Gesicht, der Atem ging angestrengt und stoßweise. Es fühlte sich an, als wäre sie eine gefühlte Ewigkeit von einem nie ermüdenden Verfolger gejagt worden. Desorientiert blickte sie um sich, doch sie war alleine. Rawhiti war wohl gerade nicht anwesend, Maze atmete erleichtert aus. Bisher hatte sie ihre Alpträume noch vor ihr verbergen können. Zumindest hoffte Maze, dass dem so war. Träge zwang sie sich dazu, aus dem Bett zu klettern. Ungelenk und wenig elegant stolperte sie zu der Kommode, auf der sich Waschschüssel und Handtücher befanden. Etwas unbeholfen wusch sie sich, um sich wenigstens sauber zu fühlen. Wirklich wach fühlte sie sich nicht, aber was das anging, war ihr im Augenblick wohl wenig zu helfen. Sie kleidete sich an und verstaute ihre Dolche an die üblichen Stellen ihrer Kleidung.

      Gerade, als sie den Wohnraum verlassen wollte, öffnete sich die Tür und ihre Herrin trat ein. Sie nickten sich beide zu. Maze gestattete sich, Rawhiti einen Augenblick zu mustern, ehe sie zu sprechen begann.
      "Ich habe eine Bitte... wäre es möglich, dass ich Calpheon für zwei oder drei Tage verlassen kann? Es gibt da etwas... das ich erledigen muss," erklärte sie.
      Rawhiti schien einen Augenblick auf Maze hinab zu starren, doch dann stahl sich ein feines, aber eisiges Lächeln auf ihr Gesicht.
      "Du hast einen Günstigen Moment erwischt, geh deine Sache erledigen, aber sieh zu, dass du bei deiner Rückkehr Diensttauglich bist," erwiderte Rawhiti in der von ihr gewohnten eher unterkühlten Stimmlage.
      Maze nickte dankbar und wartete einen Augenblick, bis Rawhiti die Tür frei gemacht hatte.

      Draußen war es sehr hell, Maze blinzelte geblendet. Es war mitten am Tag. Bisher hatten sie ihre Alpträume noch nie so lange gefesselt. Wenigstens war dieses Mal die Einrichtung nicht durcheinander gebracht worden. Maezikeen knurrte verärgert. Sie setzte sich in Bewegung und folgte der Hauptstraße aus der Stadt hinaus. Es tat gut, dem ganzen Trubel für einige Zeit zu entkommen, auch wenn das kommende sicher nicht angenehmer werden würde. Jedes Mal, wenn ein starker Alptraum sie heimgesucht hatte, war ihre Mutter Jye'dira nicht weit entfernt gewesen. Und Jye war genau die Person, die Maze am allerwenigsten sehen wollte. Schon gar nicht in Calpheon.

      Inzwischen hatte Maze die Außenbereiche der Stadt erreicht. Rechts befand sich der Demi-Fluß, links Getreiderfelder. Die Ruhe, die sich hier auftat, half Maze dabei, wieder einen kühlen Kopf zu bekommen. Der Himmel war beinahe Wolkenfrei, die Luft warm und angenehm. Nachdenklich folgte sie der Straße ohne ein genaues Ziel zu haben. Sie wusste nur, dass sie die nächsten Stunden möglichst nicht in Calpheon sein durfte. Möglicherweise kam es dieses Mal ganz anders und nichts passierte. Verbittert schüttelte sie den Kopf, sie spürte noch immer das Kribbeln der dunklen Energie.
      "Wie hat sie mich nur gefunden? Ich dachte... hier wäre ich endlich aus ihrer Reichweite...," murmelte sie nachdenklich bei sich während der Schatten einiger Bäume auf sie fiel.
      Sie blickte kurz auf, sie näherte sich ersten Ausläufern des Waldes. Sie erschauderte, ein unheimliches Kribbeln erfasste ihren ganzen Körper. Magie, sie konnte es spüren. Schwarzmagie. Und sie kam nicht von ihr selbst. Entschlossen hob sie den Kopf und blickte in die dunklen Schatten des Waldes.
      "Da kommt sie," murmelte Maezikeen bei sich.
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      Mendred: "... aber mit dem Schwert geht's schneller."

    • Maze trat unter eine große Eiche und lehnte sich an deren dicken Stamm. Sie spürte die unebene Rinde an ihrem Rücken, es ab ihr zumindest die Illusion von Sicherheit. Äußerlich war ihr eiskalt, sie fühlte sich, als würde sie in Unterwäsche im Schnee stehen. Innerlich aber brannte es wie Feuer, ihr Herz Klopfte tosend. Was war es, dass ihre Mutter an sich hatte, dass sie so völlig aus der Ruhe brachte? Niemand konnte Maze, wenn sie es nicht wollte, so einfach aus der Ruhe bringen. Jye'dira konnte es. Ihre bloße Anwesenheit genügte.

      Jye trat zwischen dem Dickicht hervor und blieb einige Meter vor Maze stehen. Ihre Haut war dunkel, ihr langes, schwarzes Haar war in hunderten von dünnen Zöpfen geflochten und mit einem filigran wirkendem Schmuck an seinem Platz gehalten. Ihr Kleidung war offenherzig und eher knapp. Maze erinnerte sich, ihre Mutter hatte noch nie mit ihren Reizen gegeizt, sie nutzte diese stets zu ihrem Vorteil. Maezikeen hatte nie verstanden, wie sie ihren Vater hatte halten können. Manchmal hatte es sich eher nach einer Zweckgemeinschaft als eine Familie angefühlt. Mit jedem vergangenen Jahr war dieses Konstrukt 'Familie' auseinander gedriftet... bis zu dem Punkt, an dem Abneigung zu wahrem Hass angewachsen war. Maze hasste ihre Mutter, ihr schwarzes Erbe mit dazu. Letztlich aber musste Maze sich eine Sache eingestehen: Die Schwarzmagie war ein Teil von ihr, seit der Geburt.

      Beide Frauen starrten sich einige Zeit an. Mazes Blick war grimmig, der ihrer Mutter eindringlich mit einer Spur Amüsement. Als Maze keine Anstalten machte, sich ihr zu nähern, seufte sie und trat bis auf Armeslänge an ihre Tochter heran.
      "Was willst du, 'Mutter'?" fragte Maze unterkühlt.
      Sie verschränkte ihre Arme und verdeutlichte ihre Ablehnung immer mehr. Jye zeigte sich unbeeindruckt, sie wagte es sogar, Maze mit den Fingern durch das wirre Haar zu fahren. Dies entlockte Maze ein Knurren und sie schlug den Arm ihrer Mutter fort. Jye nahm ihren Arm zuerst zurück, doch dann packte sie Mazes Handgelenk mit einer Kraft, welche die junge Frau nicht erwartet hätte. Überrascht und verwundert blickte Maze ihrer Mutter, die noch immer kein Wort gesprochen hatte, an.
      "Du kannst nicht immer vor deinem Erbe davon laufen. Ich weiß, dass du Alpträume hast, und du hast sie nicht unter Kontrolle. Du willst nicht in den Osten. Fein. Aber du bist mein Nachkomme und ich will, dass du das Erbe mit Stolz trägst. Dazu gehört aber auch, dass du verstehst, was es bedeutet, ein Kind der Schwarzmagie zu sein. Sie ist ein Teil von dir. Das kannst du nicht ändern!"
      Jyes Stimme war hart wie der Griff um Mazes Handgelenk. Es war sehr deutlich, dass die Frau das, was sie wollte durchsetzen würde. Ringsum war ein leichter, schwarzer Nebel, pulsierend waberte dieser um beide Frauen. Jye lächelte eisig, dann hob sie ihre freie Hand und berührte Mazes Stirn. Bevor die junge Frau reagieren konnte, verdichtete sich die Schwärze und hüllte Maze ein, alles um sie herum wurde dunkel. Sie merkte kaum, wie ihre Sinne schwanden und sie in eine leere Bewusstlosigkeit versank.
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      Mendred: "... aber mit dem Schwert geht's schneller."

    • Die Dunkelheit umhüllte Maze wie ein schwarzes, seidenes Tuch, doch zu Maezikeens Erstaunen war sie nicht erdrückend. Es fühlte sich eher anschmiegsam wie ein feines Seidentuch an. Die Luft war warm, aber nicht heiß. Irgendwo in der Ferne ihrer Gedanken fühlte sie sich erleichtert, sie befand sich noch immer in der Nähe von Calpheon. Maze blinzelte und endlich gelang es ihr, die Augen ganz zu öffnen, ihren Verstand in einen wacheren Zustand zu versetzten. Zuerst sah sie nichts, es war stockdunkel. Als sich ihre Augen aber daran gewohnt hatten, konnte sie im schwachen Restlicht, dass die Mondsichel irgendwo am Himmel verursachte, Umrisse erkennen. Sie war noch immer im Wald, aber vermutlich viel tiefer im Gehölz. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war.

      Sie lag auf etwas weichem. Sie tastete mit ihren Fingern darüber, es fühlte sich wie Moos an. Irgendwo in der Ferne konnte sie ein leises Summen hören, es klang wie die Stimme ihrer Mutter. Sehen konnte sie sie nicht. Langsam richtete Maze sich auf, ihr Körper fühlte sich schwer und kraftlos an. Es kostete sie viel Kraft, nur um sich aufzusetzen. Schwindel überkam sie, während sie die Verstecke ihrer Dolche überprüfte. Natürlich waren sie nicht an ihrem Platz, ihre Mutter hatte jedes einzelne Versteck gefunden. Ihren Mantel konnte sie gar nicht erst entdecken, ihre Mutter musste ihn gemeinsam mit den Dolchen versteckt haben. Erst jetzt fiel ihr auf, wie sehr ihre Arme brannten. Maze fragte sich, wie lange sie außer Gefecht gewesen sein musste und was ihre Mutter eigentlich gemacht hatte.

      Das Rascheln von Laub und Geäst ließ Maezikeen erschaudern. Ein dunkler Schemen näherte sich und blieb vor ihr stehen. Jye, natürlich. Maze überlegte, ob sie etwas sagen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Warum sollte sie mit dieser Person überhaupt sprechen wollen? Ihre Mutter hatte über ihren Willen hinweg entschieden, ihre Zukunft beschlossen. Schwarzmagie. Schön. Maze hatte verstanden, dass sie diese Magie nicht einfach verscheuchen konnte, sie war wirklich ein Teil von ihr. Aber sie wollte sie tief in ihrem Herzen begraben lassen, nicht an die Oberfläche wandern lassen. Jye schnippte mit den Fingern ihrer rechten Hand und die Fackel, die sie in der linken hielt, entfachte sich von alleine. Kraftvoll trieb sie den Stock in den Boden und ging vor Maze in die Knie. Sie nahm die Hände ihrer Tochter und zog sie zu sich heran, so das Mazes Arme ausgestreckt waren. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk, verschlungene, schwarze Tätowierungen, wie Maze erschrocken feststellte.
      "Was zum...," stieß die junge Frau hervor, Jye entlockte es ein Lächeln.
      "Sie sind schön geworden. Ich habe viele Stunden gebraucht, um deinen Körper damit zu verzieren. Es wird deine Kräfte weiter konzentrieren und binden," erklärte die Frau ruhig. In ihrer Stimme lag nichts boshaftes, sondern sie schien wirklich zu glauben, nur das Beste für Maze zu wollen.
      Maze sah das anders, sie riss ihre Arme los und schob ihr Hosenbein etwas hoch, dann das Hemd. Überall befanden sich die kunstvollen Verzierungen. Entsetzt starrte sie ihre Mutter an.
      "Wie konntest du nur? Ich kann mich doch nirgends so blicken lassen? Schon gar nicht in Calpheon!" schrie sie ihre Wut hinaus.
      Jye'dira blieb aber ruhig, ließ die Aufruhr ihrer Tochter über sich ergehen.
      "Niemand wird sie sehen, wenn du dich unter Kontrolle behältst. Deine Alpträume sollten dir doch gezeigt haben, dass dein wahres Ich jederzeit und ohne dein Zutun hervor brechen kann. Ich helfe dir nur, es unter Kontrolle zu bekommen. Und deine Kräfte natürlich zu benutzen," sprach sie ruhig aber entschieden. Maze war sich nicht sicher, welchen Zweck das alles haben wollte. Hätte sie ihre Tochter geliebt und beschützen wollen, wäre sie doch anders vorgegangen, hätte sie von klein auf begleitet, ihr erklärt und geholfen. Aber sie hat Maze schon immer nur gezwungen, irgendetwas zu tun. Nie erklärt. Nie wahre Liebe gezeigt. Wieder keimte der tiefe Hass aus ihrem Herzen hervor, fast schien es, als würden die Ornamente auf ihrer Haut in einem schwarzem Licht aufleuchten.
      "Behalte die Kontrolle Kind! Du sollst deine Emotionen kontrollieren, nicht sie dich!" Jye'diras Stimme war hart, die folgende Ohrfeige härter.

      Maze starrte ihre Mutter entsetzt aber auch verblüfft an. Noch immer konnte sie deren Ambitionen nicht verstehen, aber diese Worte wollten tatsächlich richtig erscheinen. Sie atmete tief durch, ignorierte den brennenden Schmerz auf ihrer Wange. Sich nicht von Emotionen kontrollieren lassen. Natürlich war ihr das nicht unbekannt, als Attentäterin durfte sie auch keine Spüren, doch hier schien es etwas gänzlich anderes zu sein. Das waren die ersten Worte ihrer Mutter, die ihr tatsächlich halfen. Sie atmete nun bewusst, versuchte ihre Wut verrauchen zu lassen. Je ruhiger sie wurde, desto blasser wurden die Tätowierungen, bis sie letztlich in einem letztem Aufblitzen verschwanden. Maze wusste... nein sie spürte, dass sie nicht fort waren, doch nun waren sie verborgen, unter der Haut, aber jederzeit bereit, ihr zu Diensten zu sein. Schwarzmagie. Was war sie wirklich? Jye war mittlerweile aufgestanden. Sie hatte den Lichtkreis der Fackel verlassen, um etwas, dass an einem Baumstamm lag, zu holen. Maze konnte sie kaum sehen, sie spürte mehr, wo sich ihre Mutter befand. Sie spürte die Schwarzmagie, die Jye wie ein Liebhaber umgarnte. Nach einigen Momenten kehrte sie zurück, warf Mazes Mantel und den Rest der Dinge, die sie dabei gehabt hatte, neben Maze zu Boden. Dann beugte sie sich vor und legte einen Beutel in Mazes Schoß.
      "Mach ihn erst auf, wenn du bereit dazu bist. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass du endlich vernünftig wirst. Ich werde in Tarif auf dich warten, Maezikeen."

      Maze überlegte, ob und was sie dazu sagen sollte, doch ihre Mutter hatte sich umgedreht und war in die Dunkelheit getreten. Maze spürte, dass Jye sich entfernte, der bittere Geschmack der Schwarzmagie verblasste immer mehr, bis nur noch ihre eigene, nun beruhigte Schwarzmagieaura wie das Licht einer flackernden Kerze zu spüren war. Maze war allein. Sie hatte keine Ahnung, wieviel Zeit vergangen war, doch der nagende Hunger und der brennende Durst zeigten, dass sie sicher mindestens einen Tag bewusstlos gewesen war. Nichts an dieser Situation war natürlich gewesen. Dunkel und schwarz. Sie starrte den Beutel, der nun auf ihren Oberschenkeln lag, an. Sie wollte nicht hinein sehen, das war nun genug 'Mutter' für eine lange Zeit gewesen. Maze war sich nicht sicher, was sie von der Sache halten soll. Einerseits hatte sie zwar nun die Hoffnung, dass die Alpträume nicht wieder kommen würden, aber der Preis war in ihren Augen sehr hoch. Sie blickte auf ihre Arme, doch dort war nichts zu sehen. Sie erkannte eine kleine Narbe, die sie sich einst bei einem Auftrag zugezogen hatte, doch die Tätowierungen blieben verschwunden. Vielleicht würde sie zumindest so weitermachen können, wie bisher. Niemand würde je erfahren, was hier passiert war. Dennoch hatte sie dieses Erlebnis aufgewühlt. Sie hätte die Stadt nicht verlassen müssen, Jye hätte sich sicher nicht nach Calpheon gewagt. Oder? Maze biss sich auf die Unterlippe, sie war sich nicht sicher, ob sie das hier hätte verhindern können. Möglicherweise nicht. Vielleicht wäre es später erst passiert, doch Jye hätte sie so oder so entführt. Getan, was sie getan hatte. Maze war sich nicht sicher, was diese Frau noch alles getan haben könnte. Wieder starrte sie auf den Beutel, dessen Inhalt ihre Hand im Geiste brennen ließ. Sie hielt inne, legte die Finger an das Band, welches ihn verschloss, doch dann schüttelte sie den Kopf. Ihr widerstrebte es, hinein zu sehen. Schwarzmagie.

      Langsam rappelte Maze sich auf. Sie fühlte sich schwach und schwindelig. Sie musste zumindest etwas zum Trinken finden. Einen Anhaltspunkt, wo sie sich befand. Die Straße zurück nach Calpheon. Sie musste wieder zu Kräften kommen, bevor sie zu Rawhiti zurück kehrte. Sie wollte nicht, dass sie etwas bemerkte. Ob es Maze gelingen würde? Sie war sich nie sicher, was diese Frau dachte, wenn ihr kühler, stechender Blick auf sie fiel. Rawhiti hatte Maze hingegegen aber nie etwas angetan, sie behandelte die Leibwächterin gut. Maezikeens Leben war als ihre Leibwächterin sehr viel besser geworden. Sie wollte es nicht verlieren, nur weil ihre Mutter ihren verdammten Plan erfolgreich weiter verfolgen hatte können. 'Verflucht seist du, MUTTER!' schrie sie in den Wald, während sie auf der Suche nach ihrem Weg und Wasser durch das Unterholz stolperte.
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      Mendred: "... aber mit dem Schwert geht's schneller."

    • Es hatte etwa eine Stunde gedauert, bis Maezikeen ein etwas vertrauteres Gebiet gefunden hatte. Ein breiter, gut ausgetretener Pfad hatte sich durch den Wald geschlängelt und sich irgendwann an den Demi geschmiegt. Dort hatte Maezikeen ihren Durst gestillt und sich etwas ausgeruht. Sie hatte ihre Stiefel ausgezogen und die Füße ins kalte Wasser gehalten. Die Kälte des Wassers kroch ihre Beine hoch, bis Maze zitterte und fror. Doch das war gut so, es lenkte die junge Frau von ihren Gedanken ab, fort von Wut und Hass. Im Augenblick fühlte sie sich einfach nur kalt und leer.

      Maze ruckte hoch, sie war für einen Augenblick eingenickt. Ein Blick in den Himmel aber verriet ihr, dass sie wohl für einige Stunden eingeschlafen war. Sie fluchte, schlüpfte mit den nassen Füßen in ihre Stiefel leise und kletterte unterkühlt die Böschung hinauf. Ihre Füße fühlten sich taub und schwach an, doch die eigene Schwäche stachelte Maze nur an. Stur folgte sie den Weg. Ihre Kleidung war zerknittert und an manchen Stellen schmutzig und eingerissen. Das Haar hing strähnig und ungeordnet über ihre Schultern herab, die Augen unterlaufen, während die Haut blass war. Im Augenblick würde sie alles für ein warmes Bett und eine Lammkeule tun.

      Einige Stunden später erreichte Maze die Außenbezirke von Calpheon. Es war mittlerweile schon dunkel geworden. Sie bemühte sich, ihr Haar einigermaßen zu richten, den Mantel hatte sie abgeklopft. Besonders ansehnlich war sie immer noch nicht, doch im Vergleich zu anderen Gestalten würde sie auch nicht besonders auffallen. Dank der Papiere, die ihre Mutter glücklicherweise gelassen hatte, ließen die Wachen wenn nicht ohne seltsame Blicke, in die Stadt eintreten. Maze trat zuerst zu einer Anschlagtafel, um den Tag heraus zu finden. Fast dreiTage war sie fort gewesen. Ungläubig schüttelte sie den Kopf, ihr war nicht klar, wie ihre Mutter ihr so viel Zeit hatte stehlen können. Mit ihren letzten Münzen, die sie am Körper trug, kaufte sie an einem Stand etwas zum Essen und lenkte ihre Schritte in die Unterkunft, die sie sich mit Rawhiti teilte. Einige Minuten lang stand sie vor der Türe, als würde sie erwarten, dass diese von alleine geöffnet werden würde. Doch nichts passierte und Maze nahm ihren Schlüssel zur Hand und trat ein. Rawhiti war nicht anwesend. Maze seufzte erleichtert. Sie wollte nicht erklären, warum sie so abgerissen wirkte. Sie nahm sich einen Apfel und entledigte sich ihrer Kleidung, um sich zu waschen. Sie blieb vor dem Spiegel stehen und starrte in diesen hinein. Ihre Haut war makellos, nichts war bis auf ein paar Narben zu sehen. Keine verschlungenen Muster, keine Ornamente. In ihrer Erinnerung sah sie diese aber sehr deutlich und es war, als würden sie einen kurzen Augenblick an die Oberfläche schimmern. Über die Beine, über die Hüfte entlang dann um den Bauch herum, seitlich hinauf über das Schlüsselbein seitlich den Hals hinauf. Maze erschauderte, denn sie spürte, dass auch ihr Rücken voller Muster sein musste. Sie blinzelte, doch nichts war zu sehen. Maze verstand es nicht, sie schüttelte den Kopf und beugte sich vor, um das Gesicht mit Wasser zu benetzen.

      Sie trat an ihre kleine Kiste und holte einen neuen Satz Kleidung hervor. Es war unheimlich mühevoll, sich wieder anzukleiden, so als hätte man ihr alle Kräfte entzogen. Ausgelaugt wie sie war ließ sie sich auf ihr Bett fallen. Es dauerte nur wenige Minuten bis sie in einen tiefen, erstaunlich Traumlosen Schlaf gefallen war.
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      Mendred: "... aber mit dem Schwert geht's schneller."