Nihep

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  • Ein junger Mann valecianischen Ursprungs mit einer Leidenschaft für das Schreiben.

    Inhaltsverzeichnis




    Name: Nihep
    Spezies: Mensch
    Alter: 23
    Größe: 1,78 m
    Körperbau: athletisch
    Hautfarbe: dunkel
    Augenfarbe: dunkelbraun
    Haarfarbe: schwarz




    Charakter:


    Nihep strahlt förmlich vor Übermut und Ausgelassenheit. Es kommt ausgesprochen selten vor, dass man ihn nicht mit einem Grinsen auf seinen Zügen sieht. Die Variationen reichen dabei von überheblich zu selbstzufrieden bis hin zum Schabernack.
    Mit einer außergewöhnlich starken, nach außen offen gezeigten Lebensfreude gesegnet, setzt er Selbiges häufig mit völligem Selbstvertrauen oder blindem Leichtsinn in halsbrecherischen Aktionen aufs Spiel.
    Besagtes Selbstvertrauen gipfelt nicht selten in Überheblichkeit und Selbstüberschätzung. Beides hindert ihn nicht daran sich Problemstellungen, die er für würdige Herausforderungen erachtet anzunehmen, und mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu bewältigen. Einmal eine Herausforderung angenommen, verfolgt er diese, bis sie gelöst wurde. Ein Rückzieher wurde dabei noch nie in Betracht gezogen. Dies rührt daher, dass für ihn sein gegebenes Wort ein ehernes Gesetz ist, dessen Bruch völlig undenkbar wäre.

    Einem Betrachter mag sein auf der Brust getragener Anhänger in Form eines Skarabäus auffallen. Unter den Flügeln schimmern an einigen Stellen Rubine hindurch. Gerüchte besagen, es handle sich dabei um einen einzelnen Stein. In diesem Fall wäre dieser jedoch ungewöhnlich groß. Es scheint, als würde er den Anhänger zu keiner Zeit ablegen wollen oder können.

    Hintergrund:


    Im Spätsommer des letzten Jahres tauchte in Velia ein junger Mann mit deutlich erkennbaren valecianischen Wurzeln auf. Anfang zwanzig, rabenschwarze Haare, die Augen wie geschliffenes Obsidian, die Haut wie frisch gebackenes Brot, und sollte man den Konturen der Robe glauben dürfen, körperlich ausgesprochen aktiv.
    Damit waren die bekannten Informationen über den Zuwanderer jedoch zumeinst ausgeschöpft.
    Er fand unmittelbar nach seiner Ankunft eine Anstellung bei der in dem Fischerdorf stationierten Comtesse Teleniel Nesrin Ceos als Schreibhilfe. Schon bald wurde seine Vorliebe für das Schreiben sowie das Erzählen von Geschichten bekannt. In seiner Freizeit beschäftigte er sich vorwiegend damit, neue Geschichten zu sammeln und niederzuschreiben.
    Nicht wenige Zungen behaupten, dass das Schreiben nicht seine einzige Leidenschaft sein mag, denn viel zu häufig wird auf den Dächern Velias in den Abendstunden oder gegen die Silhouette
    des Mondes eine Gestalt gesehen, welche von Gebäude zu Gebäude springt. Und nicht selten ist dabei von schwarzen Haaren und dunklen Augen die Rede.

    Zu Beginn der Wintermonate erreichte eine Delegation aus drei Gesandten die kleine Hafenstadt. Sie kamen der Kleidung und Sprache nach zu urteilen aus dem östlichen Valencia und waren auf der Suche nach einem valecianischen Mann Anfang zwanzig. Angeblich hätten sie für diesen eine Botschaft vom Hofschreiber des Königs selbst.
    Nach drei Tagen verließen die Boten den Hafen wieder gen Osten. Wenige Tage später reiste Nihep in Begleitung der Comtesse Teleniel Nesrin Ceos,sowie Yuria Nara aus der Velia Richtung Heidel.

    Die Reise führte weiter bis Valencia, und es stellte sich heraus, dass der Hofschreiber Nahotep aus dem Hause Ias áb Tan Nihep eine Einladung ausgesprochen hatte. Der Grund dafür war eine alte Schrift, die in den Archiven des Hauses gefunden wurde. Darauf stand geschrieben, dass Nahoteps Vater, Chenem Hotep aus dem Hause Ias, vorheriger Hofschreiber des Königs von Valencia, Auge des Imfrichet, Stimme des Atu, Onyx von Radjef, Seher des Halifa Adallah Ibn al-Umbar zwei Söhne hatte, eineige Zwillinge. Da keine weiteren Informationen auf der Rolle zu finden waren, wurden die Sterndeuter und Wahrsager beauftragt besagten Bruder Nahoteps ausfindig zu machen.
    *Er wird gefunden in einem Hafen weit im Westen, und so er gesehen, wird man ihn erkennen.*
    Die Boten, welche Nihep in Velia sahen, erkannten ihn tatsächlich als Nahoteps Bruder, denn die Ähnlichkeit mit dem neuen Hpfschreiber war deutlicher als das Bild in einem Spiegel. In Valencia angekommen wurde Nihep offiziell im Hause Ias áb Tan als Teil der Familie willkommen geheissen. Doch eine Eingliederung scheint sich als schwieriger zu erweisen als Außenstehende vermuten würden.....


    Theme






    Also gut dann lasst mich damit beginnen, euch von der Herrlichkeit Valencias zu berichten. Die Stadt in der die Sterne heller scheinen, und der Mond schöner ist als irgendwo anders auf der Welt.
    Dort, wo der Himmel klarer, und wo das Wasser der Brunnen erfrischender ist als jeder Gebirgsquell. Lass mich dir von den Basaren erzählen. Von dem Leben das dort übersprudelt, den Gerüchen, den Sinneseindrücken. Dem Geruch von Gewürzen, von Weihrauch, von Früchten. Dem Geruch von heissen Steinen, auf die kühles Wasser in der Nähe der Brunnen spritzt. Von den Geräuschen der feilschenden Händeler, von den Rosengärten des Königspalastes, von Palmenhainen und Minaretten, die bis in die Wolken reichen wie die Nadeln Gottes.

    Es begab sich vor vielen Jahren, in eben diesem Juwel der Wüste, Valencia, dass der Hofschreiber des Königs selbst seinem Sohn die Bildung näherbringen wollte. Sein Sohn, sollte, wie es seinem Stand gebührt in Allem geschult werden was es da zu lernen gab. Denn war klar,so dachte der Hofschreiber, soll sein Sohn doch seine jungen Jahre nicht sinnlos mit Müßiggang verschwenden.
    Also befahl er die besten Lehrer die die Stadt zu bieten hatte in seinen Dienst. Da war Elhum ibn Shalier, der hohe Astronom des Königs selbst, Nabim ab Vashlar, eben jener Mathematiker der die Fashrum Gleichung aufstellte, Chaneb Lynir Abdul, Kalligraphist und Verfasser der Echnonschriften, und nicht zuletzt Mumad Fasched der Klingenmeister des Wesirs, der angesehenste Waffenmeister jenseits des Dünenmeeres.
    Ja ich sehe, die Namen sagen euch wenig. Und ebenso wie dem Sohn des Schreibers sind sie euch auch egal.
    Der Sohn, zu dieser Zeit noch blutjung. Und doch erkannte er schnell, dass er in seiner Weisheit bereits vor den ersten Lehrstunden alles wusste was die Gelehrten ihm beizubringen versuchten.
    Zu Beginn seiner Ausbildung bemühte sich der Sohn des Schreibers seinenLehrern zu zeigen, dass all ihre Weisheit an ihn verschwendet ist, da er doch bereits alles wusste.
    Und wie dankten sie es ihm?
    Sie schalten ihn. Wiesen ihn zurecht, und wagten es ihn in seiner Allwissenheit zu verbessern ja zu widersprechen! Speichelleckern waren sie alle zusammen. Bezahlt vom Reichtum seines Vaters.
    Und nun, da sie erkannten, dass sie überflüssig waren, bangten sie um ihre Bezahlung! Und was blieb diesen Feiglingen anderes übrig, als irgendwelche Fehler zu erfinden!
    Täten sie es nicht, würde der Hohe Schreiber schon bald herausfinden wie überflüssig sie waren und das seine Bezahlung an sie Verschwendung ist! Doch der Sohn des Schreibers, in seiner Weisheit durchschaute ihre Hinterlist. Und so stahl er sich ein ums andere Mal aus dem Unterricht um ihrem Possenspiel nicht auch noch entgegenzukommen. Und so verbrachte er seine Zeit damit die Gassen der Stadt zu durchstreifen und die höchsten Minarette zu erklimmen. Er, Quell der Weisheit, der Geschickteste und Fingerfertigste unter den Sternen.
    Er durchstreifte die Basare, und begann schon bald aus reiner Langeweileden Händlern, die ihm ein zu finsteres Gesicht machten die Börsen zu stehlen. Er erklomm die Mauern des Königspalastes und durchstreifte den Rosengarten. Die Dächer der Stadt waren ihm nach kurzer Zeit ebenso bekannt wie die Gassen und Alleen. Und überall wohin er auch kam verneigte man sich vor ihm. Selbstverständlichwurde der Anfangs häufig beim Stehlen der Börsen erwischt. Und doch, ständig verneigte man sich, und schenkte ihm die Böse, Oft drehte man sich auch um und tat so als habe man nichts bemerkt, die Börse so positioniert, dass er sie sich einfach nehmen konnte. So wurde der Sohn des Schreibers dennoch langsam besser und besser mit den Jahren.
    Und dereinst sollten ihm diese Fertigkeiten tatsächlich hilfreich sein. Die einzigen Unannehmlichkeiten in seinem Leben waren Schelten seines Vaters, so sich seine Lehrer wieder über seine Arroganz oder Abwesenheit beschwerten.
    Doch eines Tages so sagt man, geschah es, dass der Junge hoch auf derSpitze eines Minarett, wie ein Falke das Treiben des Basars beobachtete. Und dort in der Menge erspähte er etwas!
    Etwas das heller strahlte als die Sonne selbst.
    Es war ein Mädchen.
    Und doch war es kein einfaches Mädchen. Gewiss musste sie ein Wassergeist sein! Eine kleine Nymphe, gekleidet in raue schwere weiße Roben, mit Haaren so schwarz wie die sternlose Nacht selbst. Ihre Haut dunkel wie frisch gebackenes Brot... barfuß schwebte sie durch den Sand des Basars, Staub hatte sich am Saum ihrer einfachen Robe festgesetzt. Auf dem Kopf trug sie einen Krug mit Wasser, und dieser war womöglich schwerer als sie selbst. Ihr Gewand verriet ihre Armut, doch strahlte sie die Bewohner des Basars mit einem Lächeln an, und diese verneigten sich vor ihr und lächelten zurück.
    Der Sohn des Schreibers verstand das Verhalten der Leute nicht. Ihm gegenüber war es selbstverständlich, war er doch der Sohn des Schreibers. Aber ihr gegenüber? Sie war arm... sie war nichts...
    Noch während er diese Erscheinung beobachtete wuchs einPlan in ihm heran. Ein Plan voller Raffinesse, ein Plan, wie er das Wasserträgermädchen auf sich aufmerksam machen konnte, wie er sie beeindrucken konnte!
    Der Abstieg des Minarett fiel ihm eigenartig schwer, waren seine Hände doch auf einmal ganz verschwitzt, so lange hatte er dort in der Hitze gehockt.
    Doch hielt er sich an seinen Plan. Listig schlich er sich an sie heran. All sein Können floss in seine Bewegungen. Und tatsächlich stand er hinter ihr und nicht einmal der Allmächtige selbst hatte ihn dabei beobachtet. Er atmete noch einmal tief ein....und...
    Und stieß ihr den Krug vom Kopf!
    Was, wenn nicht Das würde ihre Aufmerksamkeit erregen?
    Mit in die Hüften gepressten Fäusten, mit stolz gerecktem Kinn baute er sich hinter ihr auf und erwartete ihre Aufmerksamkeit.
    Doch sie blieb erstaunlicherweise aus.
    Der Krug schlug auf dem Boden auf und zerbarst in tausend Scherben. Das Wasser spritzte über den Sand und verdunstete.
    Das Mädchen blickte auf den Krug und versuchte hastig die Scherben aufzusuchen. Und als sie das Wasser nicht aufhalten konnte schlug sie die Hände vor den Mund und blickte sich mit nassen Augen um. Und da sah sie ihn. Sein Kinn fuhr stolz gen Himmel. Sein Plan hatte Erfolg.
    Doch was tat sie?
    Sie sprang auf und verschwand weinend in der Menge!
    Kein Wort hatte sie zuihm gesagt!
    Sie hatte die Frechheit besessen sich nicht einmal vorzustellen! Sich zu bedanken, dass er sie von der Last des Kruges befreit hatte um sich in seiner Großartigkeit sonnen zu dürfen!
    Es war unvorstellbar. Ein Frevel! Eine Frechheit!
    Aber sie würde schon noch lernen. Ja er war sich sicher. Morgen würde er es einfach noch einmal versuchen! Jeder verdiente eine zweite Chance! Warum also nicht auch sie.
    Sie erhielt ihre zweite Chance gleich am nächstenTag. Es war exakt der gleiche Ablauf, selbst der Knall des zerspringenden Kruges war der Selbe.
    Doch die Reaktion des Wasserträgermädchens war dieses mal eine Andere.
    Sie drehte sich um, ihre Wangen waren rot.
    Rot weil sie ihn erblickte! Weil sie ihn ansprechen durfte! Vor Verlegenheit!
    Und doch stimmte etwas nicht... Ihre Augen!
    Sie wollten so gar nicht zu ihren geröteten Wangen passen....oder doch?
    Ihre Augen sprachen von Wut!
    Doch als der Schreibersohn das erkannte traf ihn bereits der Schlag. Ein Knall wie ein zerspringender Krug schallte über den Basar, und plötzlich fand sich der Sohn im Staub liegend auf dem Boden wieder. Das scharfe Einatmen der Umstehenden folgte. Und ihre Blicke trafen sich....
    Zorn und Wut, und eine noch immer erhobene flache Hand auf der einen Seite, und darunter im Staub liegend, ein erstaunter Blick, eine Hand an der Wange, rot, beginnend blau anzuschwellen.
    Und die Zeit blieb stehen.
    Das Wasserträgermädchen reagierte zuerst. Plötzlich trat blankes Entsetzen in ihr Gesicht, erkannte sie doch die Tragweite ihrer Tat! Sie, eine Niedere hatte es gewagt einen Adeligen zu schlagen! Das würde sie ihre Hand kosten! Sie schlug die Hände vor dem Mund zusammen und rannte weinend in die Menge.
    Ein weiteres Mal...
    Die Blicke der Menge folgten ihr, und ein erneutes Raunen erklang.
    Niemand richtete die Aufmerksamkeit auf ihn, den Sohn des Schreibers, der seine Wange haltend und wie vom Blitz getroffen noch immer, und noch eine sehr lange Zeit im Staub saß und auf den zerbrochenen Krug starrte.
    Noch nie hatte es jemand gewagt ihn zuschlagen. Nicht seine Lehrer, nicht sein Vater, niemand! Und dieses...dieses Gör, dieses Weib hatte ihm ins Gesicht geschlagen! Ihn verstümmelt; Sein Gesicht schwoll an als hätte sich ein Bienenschwarm an ihm gerächt. Er würde ihren Kopf fordern! Und dann würde er es sich zur Aufgabe machen sie zurechtzuweisen, sie lehren wie sie sich ihm gegenüber zu verhalten hat.
    Ja, das letzte Wort in dieser Sache war noch nicht gesprochen! Ja....noch nicht einmal das Erste wenn man ehrlich ist...
    In dieser Nacht lag der Junge in seinen Seidenkissen und kühlte seine geschundene Wange. Doch nicht die Wange war es die ihn wach hielt. Seine Gedanken kreisten auf eigenartigen Pfaden.
    Das erste Mal in seinem Leben kamen ihm Zweifel. An sich selbst. Es war absurd, doch vielleicht war es ja seine Schuld.
    Vielleicht!
    Er konnte nur an ihre Augen denken. Die Tränen, die Wut darin. Hatte sie ihm gegenüber Zorn empfunden? IHM gegenüber? Warum? Er hatte doch nichts falsch gemacht!
    Oder doch?
    Wenn ja, dann würde er es wieder gut machen! Schließlich war er großzügig. Er würde ihr verzeihen. Ja und vielleicht durfte sie ihren Kopf behalten. Er war schließlich viel zu hübsch für eine Pieke. Viel...viel zu hübsch.
    Und ohne zu verstehen warum, blickte er an diesem Abend in den Sternenhimmel. Und aus einem Grund den er noch nicht verstand, war dieser Himmel fortan für ihn für immer zu etwas völlig anderem geworden.
    Am nächsten Morgen hatte er schließlich einen Plan erdacht. Brillanter als alle Pläne die er jemals geschmiedet hatte.
    Er schlich sich in die Schatzkammer seines Vaters und nahm sich einen Saphir. Der Wert dieses Saphirs lag, so erzählt man sich, bei dem eines ganzen Häuserblocks samt Einrichtung, aber schließlich wollte er sich großzügig zeigen!
    Und abermals schlich er sich an das Wasserträgermädchen, ungesehen, ungehört, und mit flinken Fingern steckte er ihr diesen Saphir unbemerkt in die Robe.
    Grinsend und zutiefst mit sich zufrieden zog er sich zurück. Sie würde den Edelstein entdecken. Sie würde erkennen was es damit auf sich hatte, Welche Bedeutung dahintersteckte.
    Und dann würde ihr ihr Handeln leid tun!
    Doch er würde sich nicht zeigen.
    Nein! Sollte sie ein schlechtes Gewissen bekommen. Sollte sie sich wünschen endlich ihren Wohltäter zu erblicken um ihn zu danken. Doch würde er es sein der das wann, wie und wo bestimmte!
    Und der Schreibersohn gefiel sich selbst so sehr wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er hatte die schlaueste List der Welt erdacht!
    Er wiederholte seine Tat. Jeden Tag schlicher sich an, und jeden Tag steckte er ihr einen weiteren Edelstein zu.
    Nach einer Woche vermochte sich das Wasserträgermädchen eine Flotte Kriegsschiffe leisten. Doch das war ihm egal! Er wargroßzügig!
    Am siebten Tag....geschah etwas Eigenartiges.
    Wieder wollte er ihr einen Rubin zustecken, als sie plötzlich anfing zu sprechen als er hinter ihr stand. Das Eigenartige war, niemand stand vor ihr!
    *Ach* sprach sie, *Sage mir Sohn des Schreibers, was soll ich denn mit all den Edelsteinen? Sie sind doch viel zu wertvoll um damit ein Brot zukaufen. Auch kann ich sie nicht in Münzen wechseln, denn der Pfandleiher würde mich eine Diebin schimpfen und man würde mich auspeitschen.*
    Und da drehte sie sich um und blickte ihm ein drittes Mal in die Augen. Und es war ihm, als bräche seine Welt entzwei.
    Nicht Zorn, nicht Traurigkeit lag in ihren Augen. Es war ein Lächeln das ihre Lippen umspielte.
    Es war der Sonnenaufgang über dem Palmengarten, es war ein Schwarm Sternschnuppen über der Oase des himmlischen Friedens bei Nacht.
    Es war der Anfang und das Ende seines Daseins.
    Der Sohn den Schreibers hockte da, den Rubin in der ausgestreckten Hand. Und er konnte sich nicht rühren. Nicht sprechen, nicht denken. Mit offenen Mund starrte er sie an.
    Sie hatte ihn mit ihrer Hexenmacht verzaubert. Das musste es sein! Sie war also doch eine Nymphe mit Zaubermacht!
    Und sie näherte sich ihm, stellte einen kleinen Krug vor ihm ab, und sprach:
    *Warum schenkst du mir nicht ein frisches Brot. Ich liebe frisch gebackenes Brot*
    Und ehe sein Gehirn wieder einsetzte drehte sie sich um und rannte in die Menge. Ein weiteres Mal stand der Sohn des Schreibers in der Menge und Zeit und Raum hatte alle Bedeutung verloren.
    Es begann zu dämmern, als er sich rührte und er da sah, dass in dem Krug vor ihm alle Edelsteine waren die er ihr die Woche über zugesteckt hatte.
    Der Wert eines kleinen Königreichs.
    Und doch so wertlos wie der Staub auf seinen Stiefeln.

    Er brachte ihr Brot. Das beste Gewürzbrot der Stadt. Frisch aus dem Ofen, und noch dampfend. Viele Geschichten ranken sich um das was in der folgenden Zeit geschah. Oft sah man die Beiden zusammen über den Basar schlendern, und die Leute wunderten sich, warum plötzlich der Sohn des Schreibers den Krug zu tragen pflegte, sobald sie nebeneinander gingen. Man sagt, dass sie ihn lehrte die einfachen Menschen zu verstehen. Ihn lehrte zu lachen. Man sagt, sie pflanzte ohne es zu wissen den Hauch von Weisheit in ihn. Und nicht nur das, eine Wandlung einer ganz anderen Art vollzog sich in dem Sohn des Schreibers. So plötzlich, dass es niemand verstehen konnte, wuchs in ihm der Wille zu lernen. Seine Lehrer wunderten sich darüber, wussten sie doch nichts vom Grund seiner Streifzüge und dem Wasserträgermädchen.
    Doch in dem Sohn des Schreibers schwäre unbewusst das Verlangen das Wasserträgermädchen zu beeindrucken. Und was läge da Näher, als sie mit Wissen über die alten Schriften, oder die Konstellation der Sterne in Staunen zu versetzen.
    Sie fand ihn gewiss albern in seinem Gebaren. Seine Aufschneiderei lächerlich. Seine Angeberei anstrengend.
    Und doch ohne es sich selbst erklären zu können musste sie über seine albernen Witzeleien lachen, und lausche gebannt seinen Worten, so plump und dumm sie auch waren.
    In den folgenden Jahren gab es keinen Tag, an dem sie sich nicht sahen, herumalberten und lachten.
    Und beide wuchsen gemeinsam zu weiseren Menschen heran, als sie es allein je vermocht hätten.
    Schon bald gestanden sie sich ihre Liebe. Es folgte der erste Kuss und das was daraus entstand ist nicht überliefert, waren sie doch zu diesem Zeitpunkt mit sich selbst ganz und gar allein, und weit fort von dieser Welt der Sterblichen.
    Als der Sohn eines Morgens nach Hause schwebte, wurde er zu seinem Vater gerufen.
    *Sohn* sprach er und so etwas wie ein Lächeln lag auf seinen Zügen, was so gut wie nievorkam. *Es ist gelungen! Das Haus Tan hat endlich seine Einwilligung gegeben.
    Mein Sohn, ich bin stolz dir verkünden zu dürfen, dass du von jetzt an mit der Tochter des Hauses Tan verlobt bist! Und siehe, nach der Vermählung werden unsere Häuser zu einem, und unser Einfluss wird wachsen*
    *Vater ich kann nicht heiraten! Ich kenne diese Frau doch nicht einmal!* fuhr der Sohn dazwischen.
    *Du bist unsicher* antwortete der Vater *Doch habe keine Angst. Schließlich hast du nun all die Jahre deine Erfahrung mit dem Wasserträgermädchen sammeln können.
    Nutze diese Erfahrung und sei deiner zukünftigen Frau ein guter Ehemann. Alles Weitere wird sich ergeben. Doch sieh mich nicht so an, selbstverständlich weiß ich davon. Ich bin der Hofschreiber des Königs. Es würde mir Schande bereiten nicht zuwissen was mein eigener Sohn treibt.*
    *Vater* donnerte der Sohn voll Zorn *du verstehst mich nicht! Ich werde niemanden heiraten außer das Wasserträgermädchen, denn ihr gehört mein Herz*
    *Du wirst lernen, dass dein Herz kein Anrecht auf Gehör hat, wenn es um die Angelegenheiten deines Hauses geht. Und du wirst tun wie ich es dir befehle! Ein Widerspruch steht völlig außer Frage.*
    Und Schatten legten sich auf die Augen von Vater und Sohn. Böse, ätzende Worte wurden gewechselt. Worte die Zerstörung hervorriefen, die nur schwerlich zu heilen waren.
    Mit Zornesflamme in der Brust stürmte der Sohn aus dem Anwesen, denn lediglich seine Liebste vermochte diese Flammen noch zu löschen.
    Doch fand er sie an diesem Abend nicht.
    Er suchte sie die ganze Nacht und den darauf folgenden Tag, doch wart sie wie vom Erdboden verschluckt.
    Als er zurück in das Anwesen seines Vaters trat, wusste er, das nur er, sein Vater hinter ihrem Verschwinden stecken konnte.
    Donnernd schlug er die Türen auf, und trat ohne Ankündigung ein.
    Der Hofschreiber indes erwartete seinen Sohn bereits und reichte ihm den Friedenszweig.
    *Ich wusste du kommst zur Vernunft. Hast du nocheinmal über meine Worte nachgedacht? Ist dein jugendliches Gemüt abgekühlt, auf dass du wieder fähig bist einen klaren Gedanken zufassen?*
    Doch das Gegenteil war der Fall. Zorn und Sorge fraßen sich in den Geist und das Herz des Sohnes, und voller Wut schlug er den Friedenszweig zu Boden.
    *Wo ist sie! Wohin hast du sie geschafft! Gnade dir der Allmächtige hast du ihr auch nur ein Haar gekrümmt! Vor der Sonne schwöre ich, ich schlag dich tot!*
    Und diese Worte waren es, diese Drohung, die den Hofschreiber alle Menschlichkeit verlieren ließ und er wurde kühl und seine Worte giftig wie eine Schlange.
    *Drohe mir nicht! Niemals! Es steht einem erbärmlichen Wurm wie dir nicht zu auch nur die Stimme gegenmich zu erheben. Ich habe deine Narreteien lange genug geduldet.
    Doch heute ist es damit ein für alle Mal vorbei.
    Du forderst mich heraus? Drohst mir mit deinem kümmerlichen Zorn? Dann komm. Zeige mir deine Macht. Zeige mir was mir bevorsteht, so ich denn nicht deinen lächerlichen Forderungen nachkomme?*
    Der Sohn stand da und rührte sich nicht. Er konnte nicht. Ein Bann lag auf ihm.
    Keiner wie zu den Tagen, als er das Wasserträgermädchen das erste malgesehen hatte.
    Dies war echte Magie. Alte, kalte und grausame Magie.
    Der Hofschreiber lachte als er die zuckenden Augen seines Sohnes sah.
    *Narr. Du hattest alles. Du hattest Reichtum. Du hattest Einfluss. Die Menschen respektierten dich. Ja vielleicht hast du sogar die Liebe gefunden.
    Und nun siehe wie du es geschafft hast durch deinen Stolz und dein Ungetüm alles zu verlieren.*
    Der Vater schritt an seinem Sohn vorbei, und dieser folgte ihm ohne Gegenwehr leisten zu können.
    Ihre Schritte führten Sie in Abschnitte des Anwesens, die der Sohn nie zuvor gesehenhatte.
    Treppen führten in tiefe Gewölbe, die Architektur änderte sich und dort waren Statuen mit den Köpfen von Tieren und Malereien und Bildschriften an der Wand die die Augen des Sohns nie zuvor gesehen hatte.
    Und schließlich betraten sie eine Kammer in der dutzende prächtige goldbeschlagene Sarkophage standen.
    *Hast du wirklich geglaubt du seist der Erste? Die erste Laus, die versucht mich in meine Haut zu stechen? So viele Söhne haben es vor dir versucht.* Und mit einer Handbewegung fasste er an die fünfzig derkostbaren Sarkophage ein.
    *Und lass dir sagen, ein Großteil der ihren hatte weit mehr Chancen auf einen Sieg als du.
    Doch komm, ich will dir zeigen was jedem einzelnen von ihnen am Ende widerfahren ist.*
    Und durch Zauberhand öffnete sich ein weiteres Flügeltor. Ohne Widerstand leisten zu können folgte der Sohn seinem Vater in die nächste Kammer.
    In der Mitte dieser Kammer stand ein Altar. Einst wurde er gefertigt, um auf ihm die altvorderen Könige zu mumifizieren und ihnen die Reise in die Anderwelt zu ermöglichen..
    Doch als sie den Raum betraten erblickte der Sohn darauf sein Wasserträgermädchen.
    Sie war festgebunden und Angst glänzte in ihren Augen.
    *Siehe* sprach der Vater. *da sie dir so wichtig ist, werde ich sie für dich vorbereiten. Ganz so wie du es dir gewünscht hast.
    Sie für dich erhalten und zu dem machen, was du tief in deinem Herzen immer wolltest.
    Ich mache sie zu deiner Königin. Eine Ehre, die ich dereinst nur unsere altvorderen Königen darbrachte.*
    Und so stritt der Hofschreiber an das Kopfende des Altars und nahm die Werkzeuge der Balsamierung zur Hand.
    Der Sohnstand noch immer gebannt da. Nicht einmal die Augen vermochte er zuschließen
    Und er sah die Augen des Wasserträgermädchens.
    Weitaufgerissen waren sie.
    Und ein Flehen lag in ihnen. Ein Flehen nach Hilfe.
    Und auch war da Unverständnis, warum er nichts tat um ihr zu helfen. Er stand nur da, und seine Lippen formten ein Lächeln.
    Er merkte wie er seinem Vater zu nickte und ihn mit einer Geste aufforderte fortzufahren. Und der Vater begann scheinbar demütig auf den Wink seines Sohnes sein Werk.
    Seine Hände tanzten mechanisch, jeder Handgriff schien schon viele tausendmal ausgeführt worden zu sein.
    Die Augen des Wasserträgermädchen hingegen weiteten sich vor Unglauben als sie die Aufforderung ihres Liebsten sah. Sie schrie um Gnade, flehte ihn an, erinnerte ihn an all die Träume die sie noch verwirklichen wollten.
    Doch der Sohn reckte nur stolz sein Kinn.
    Und die Schreie nach Gnade wurden schnell zu Schreien der Pein und der Schmerzen, als der Hofschreiber die Klingen und Harken an ihr Ziel führte.
    Schließlich erlosch das Licht der Augen des Wasserträgermädchens für immer.
    Und fortan war dort nur noch Schmerz und Verwirrung zu lesen.
    Verwirrung warum ihr Liebster all das einfach so geschehen hatte lassen, ohne auch nur einen Finger zu rühren, ja es scheinbar sogar befohlen hatte.
    Als die Kanopen gefüllt waren, sprach der Hofschreiber zu seinem Sohn:
    *Und dies mein Sohn war erst der Beginn. Wisse das ich dir alles nehmen werde. Alles was du jemals unter der Sonne besessen und geschätzt hast. Was du warst und was du sein wirst.
    Und wisse mehr noch, dass du am Ende, wenn du glaubt es gibt nichts mehr, was ich dir noch nehmen kann, ich mir deinen Geist zu eigen machen werde.
    Und du wirst zu mir gekrochen kommen, und ihn mir in Demut darbieten. Denn nur so, und aus freien Stücken gegeben, werde ich dir Erlösung schenken, nach der du dich sehnen wirst.
    Und bei alldem denke ständig daran, dass du es warst, der mich herausgefordert hat.
    Du hast dich selbst verdammt!*
    Oder in der Altvalencianischen Sprache, die der Hofschreiber sprach:
    *Dainamdech het´mas haban!*











    Wie die meisten möglicherweise bereits gehört haben hat der König von Valencia einen neuen Hofschreiber ernannt.
    Der ehemalige königliche Hofschreiber Chenem Hotep aus dem Hause Ias´abTan, Auge des Imfrichet, Stimme des Atu, Onyx von Radjef, Seher desHalifa Adallah Ibn al-Umbar wurde in hohem Alter ein Opfer derZeit.
    Und so fiel die Ehre seinem Sohn, dem ehrenwerten, Aahl möge ihn segnen, Nahotep aus dem Hause Ias´ab Tan zu.
    Doch was niemand all der Bewohner Valencias, seien sie Handwerker, Soldaten oder Adelige, weiss, ist welche Geschichte hinter dem Wechsel tatsächlich steht.

    Vor einiger Zeit, flackerte für einen Augenblick in einer Seitengasse im Wahrsagerviertel Valencias für den Bruchteil eines Augenblicks die Luft,
    und vier Gestalten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten betraten wie aus dem Nichts selbst geschaffen mit grimmigen Mienen die Stadt.
    Da war eine Jägerin, dunkel lavendel war ihr Haar, und wachsam ihre Augen. Auf dem Rücken trug sie ein Schwert, und es war gar größer als ich selbst.
    Neben ihr schritt eine hohe Dame, gekleidet in Rabenschwarz, doch ihre Haare glänzten wie hauchzarte Seide in der unbarmherzigen Sonne hinter dem Dünenmeer.
    Begleitet wurden sie von einer gerüsteten Frau, und Gerechtigkeit leuchtete in ihren Augen. Ihr Haar war den Rosen des königlichen Garten gleich.
    Hinter ihnen stapfte letztlich ein Riese. Staub wirbelte auf, wo seine Füssen den Boden berührten, und sein Blick war der grimmigste von allen.
    Als ahnte die Sonne selbst von ihrem Vorhaben, strafte sie die Gruppe mit all ihrer Hitze. Die Luft flimmerte über den Gassen und Straßen der Stadt, und die Bewohner zogen sich
    Kühle suchend in ihre Wohnungen oder andere Gebäude zurück.
    Doch nicht so ein Junge, gehüllt in die Kleidung des einfachen Volkes.
    Winkend kam er auf die Gruppe zugelaufen begrüßte sie höflich, und reichte dem Riesen einen Umschlag. Aus dem edelsten Papyrus war er. Versiegel mit goldenem Wachs.
    Doch wusste der Knabe nicht zu sagen von wem der Umschlag stammte. Ein junger Mann in teuren Gewändern habe ihn ihm ausgehändigt, und aufgetragen den Umschlag einem Riesen zu übergeben.
    Dieser würde begleitet werden von drei Damen, eine mit dunklen, eine mit blondem und eine mit rotem Haar. Und es war sicher, nur diese Gruppe konnte damit gemeint sein.
    Mit finsteren Blicken, und wachsam ließen sie den Jungen ziehen, und untersuchten den Umschlag.
    Als sie sich sicher waren, dass von diesem kein unmittelbares Unheil drohte reichten sie den Umschlag dem Riesen. Sie konnten nicht ahnen, welch Überraschung in ihm verborgen lag.
    Der Riese erkannte das Siegel als das des Hauses Ias. Das eigentliche Ziel der Gruppe. Das Haus des Hofschreibers des Königs selbst.
    Denn diesen wollten sie aufsuchen. Jeder der Vier aus einem anderen Grund, und doch vereint durch ein gemeinsames Ziel.
    Der Riese brach also das Siegel und zog ein Schreiben hervor. Es war geschrieben auf dem selben edlen Papyrus des Umschlags, die Tinte darauf wertvoller als das Silberbesteck des Wisiers.
    Und so kunstvoll war die Schrift, dass kein Zweifel bestehen konnte, dies hatte der Hofschreiber selbst niedergeschrieben.
    Sie irrten sich nicht. Das Schreiben war ein Willkommensgruß und eine Einladung des Chenem Hotep.
    Auf alles vorbereitet stimmten sie nach einer kurzen Beratung überein, der Einladung Folge zu leisten. Wurden sie doch erwartet, hatte es wenig Sinn sich weiter zu verstecken.
    Und so brachen sie auf zum Anwesender Ias, und ihre Augen brannten vor gerechtem Zorn.
    Vor den Toren des Anwesens wurden sie scharf von der Wache abgewiesen. Eine solche Delegation ließ nur auf Ärger schließen
    Als sie der Wache jedoch das Schreiben aushändigten, war er schlagartig wie ausgewechselt, ganz so als wäre diese Einladung erwartet worden wäre.
    Und so führe er die Gruppe durch die Gärten des Anwesens, und es war ihnen, als hätten sie ein weiteres Portal durchschritten.
    Dort waren Palmenhaine, und Brunnen, die Wasserläufe speisten wie ein Netz zogen sich diese Läufe durch den Garten, und wo sie liefen, blühten Pflanzen, und über ihnen sangen die Vögel.
    Als sie schließlich das Anwesen selbst erreichten, war ihr Wundern noch lange nicht am Ende.
    Aus hohem glatten Stein war er erbaut, ein Komplex aus mehreren Gebäuden, verbunden durch filigrane Bogenrücken, welche sich wie Skulpturen gleich in die Landschaft des Garten fügten.
    Und die Farben der Mosaikverzierungen, an den Decken der Arkadengänge spielten gar, mit den Kapitellen der Säulen welche aus den Ballustraden der Geländer wuchsen wie Palmenstämme.
    Man geleitete sie in einen Empfangsraum. Seidene Kissen lagen dort, und kostbare Teppiche bedecken den glänzenden Marmorboden.
    Und doch stand ihnen der Sinn nicht nach Bequemlichkeit.
    so sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte überblickte die Jägerin ihre Lage, bestimmte ihre Position innerhalb des Anwesens, mit scharftem Blick aus den Fenstern des Raumes.
    Die Feuerhaarige hingegen positionierte sich in der Nähe der Tür, auf jede Schurkerei vorbereitet.
    Einzig die Dame in Rabenschwarz ließ es sich nicht nehmen, den Kissen und Polstern eine Chance zu geben, während der Riese versuchte mit seinem finsteren Blick die feinen Teppiche in Brand zu setzen.
    Kaum protestierte das Feuerhaar wie man es wagen könne, sie ohne Erfrischung warten zu lassen, da sprang schon die Tür auf, und ein Bediensteter trat ein.
    Tee und Früchte brachte er, und schenkte jedem sogleich ein und überreichte die Tassen. Doch so leicht würde das Feuerhaar es ihm nicht machen!
    In herrschendem Ton sprach sie, und ihre Worte ließen alle Farbe aus dem Gesicht des Dieners weichen, hatte er die Frechheit besessen, lediglich vier Tassen zu bringen, und keine fünfte zum vorkosten.
    Einem Windgeist gleich schoss er aus dem Raum, um sein Versäumnis so gleich nachzuholen.
    Kaum war alles zur Zufriedenheit vorbereitet, der Diener zu sich ein weiteres Mal zurück, öffnete sich die Tür ein drittes Mal, und ein alter Mann trat ein.
    In kostbare Roben war ergehüllt, und sein Gesicht war streng und stolz, die Augen kalt und bar jeglichem Gefühl.
    Doch trug er einen Mantel der Würde und Erhabenheit, und wie eine zweite Robe hüllte sie ihn ein.
    Und auch wenn es sich dabei um den königlichen Hofschreiber Chenem Hotep selbst handelte, er war nicht der Grund, warum dem Riesen kalt ums Herz wurde.
    Nicht weiter in der Lage Atem holen zu können starrte er auf die Gestalt, welche neben dem Hofschreiber eingetreten war.
    Ein junger Mann, wenig mehr als zwanzig Sonnenkreise mag er erlebt haben. Ein übermütiges Lächeln spielte auf seinen Lippen beim Anblick der Gäste,
    und sein Gesicht zeichnete der Übermut, und eine Herausforderung an das Schicksal selbst.
    "Dies ist mein Sohn" stellte der Hofschreiber seine Begleitung vor "Nahotep Ias´an Tan." Und ohnmächtige Wut ließ den Riesen alle Farbe aus dem Gesicht verlieren.
    Es war die Feuerhaarige, welche im Anschluss an die Begrüßung die Initiative ergriff. Ohne Furcht stellte sie sich vor den Hofschreiber und forderte ihn auf, ihre Schülerin zu suchen, und herzuführen.
    Unwissenheit zeigend sandte der Hofschreiber sogleich seinen Sohn aus um sie zu suchen.
    Kaum war er verschwunden, trat die Jägerin in die Bresche, und bat um Erlaubnis den Marid, den Wassergeist, welcher sich in der Nähe des Hofschreibers befinden sollte zu sprechen.
    Der Hofschreiber bat umGeduld, und versicherte, dass sich schon bald die Gelegenheit dazu ergeben würde.
    Daraufhin wurden weitere höfliche, doch bohrendeWorte gewechselt, und schließlich gelangte die Konversation abermals zum Verschwinden der Schülerin. Sie alle wussten, dass der Sohn des Schreibers sie nicht finden würde.
    Und gnadenlos konfrontierten sie den Hofschreiber damit, bis schließlich sein Stolz die Oberhand gewann.
    Mit einer einfachen Handbewegung, strömte eine Art Nebel in den Raum und nahm eine menschliche Gestalt an.
    Das musste der Marid sein!
    *Bringe die Schülerin zu mir. Denn sie sollen wissen, das ihr kein Leid zugefügt wurde!" Und der Marid blickte für den Bruchteil einer Sekunde verwirrt, ja überrascht zu dem Hofschreiber.
    Denn was nur die wenigstens wussten war, dass der Geist die Schülerin eigentlich vor dem Hofschreiber und der restlichen Welt versteckt hatte, nachdem der Hofschreiber ihre Opferung befohlen hatte.
    Das dieser nun wusste, dass sie wohlauf war, ließ den Marid zögern, doch letztlich kam er seiner Aufforderung nach.
    Es dauerte nur wenige Augenblicke, da strömte abermals Nebel in den Raum, und zwei Personen verfestigten sich. Es war die Schülerin, sowie der Sohn des Hofschreibers.
    Erleichtert trat die Feuerhaarige auf ihre Schülerin zu, nahm sie in den Arm und stellte sich schützend vor sie. Die Schülerin hingegen sah gesund aus, als wäre sie noch Augenblicke zuvor in Velia gewesen.
    *Da seht! Es geht ihr gut* donnerte der Hofschreiber.
    Doch die Augen der Jägerin lagen auf dem Sohn des Hofschreibers. *Marid* sprach sie* lass die Scharade fallen und nimm deine wahre Gestalt an. Mit diesem Possenspiel täuscht du niemanden mehr*
    Und auf ein Nicken des Hofschreibers wandelte sich der Marid in Nebel, und der ganze Raum füllte sich damit. Er drang in die Kleider, ja selbst das Atmen begann zu prickeln.
    *Genug* herrschte der Hofschreiber. *nimm eine Form an, die weniger aufdringlich ist!* Und der Marid wurde zu einer plätschernden Säule aus Wasser, denen von Springbrunnen gleich.
    Es ist mir nicht bekannt, worüber genau gesprochen wurde, doch scheint es, dass zu diesem Zeitpunkt die Jägerin Kontakt mit dem Marid aufnahm, und begann mit ihm zu kommunizieren
    Unterdessen wurde das Gespräch zwischen dem Hofschreiber und der hohen Dame zu einem regelrechten Kreuzverhör, in dass die Feuerhaarige regelmäßig hinzustieß
    *Wir wissen alle warum wir hier sind, also warum lassen wir nicht einfach die Schleier fallen!" sprach die Hohe Dame
    "Ihr wurdet von der Jägerin erkannt, als einer jener Hohepriester, die bereits vor tausenden von Jahren als einer von sieben über ein Reich regiert habt, dass längst zerschlagen wurde und zerfallen ist.
    Wir wissen, dass ihr eure eigenen Kinder nutzt, um ihren Geist auszubrennen und so ihren Körper zu übernehmen. Wie wollt ihr eine solche Perversion rechtfertigen?*
    *Wisst ihr*donnerte der Hofschreiber, und es schien, dass die Luft um ihn selbst erstrahlte "etwas über diese sogenannten Kinder? Ihr glaubt mich verurteilen zu können, klagt mich an, in meinem eigenen Heim, und doch zeugen eure Worte von Ahnungslosigkeit! All diese Kinder, diese Söhne suchte ich auf der Straße auf. Und ein jedes war durch Krankheit, Hunger oder Durst dem Tot geweiht. Ich war es, der sie aufnahm, der sie großzog und ihnen ein Leben in Sorglosigkeit verschaffte. Ich schenkte ihnen einige beschwerdefreie Jahre. Und dann schließlich, wenn der Zahn der Zeit zu stark an diesem Körper nagt, dann gebe ich einen Teil meines Seins an diese Kinder weiter. Und langsam, behutsam weitet sich dieser Teil aus, bis er wieder in Gänze hergestellt ist. Und mit jedem Zusammenschluss, wächst der Geist.*
    Und während die hohe Dameund der Hofschreiber ihre Auseinandersetzung fortführten, gelang es der Jägerin unbemerkt den Marid ein Stück weit auf ihre Seite zuziehen.
    *Und wenn diese, wie ihr sie nennt, Söhne sich gegen eine Verschmelzung aussprechen?* bohrte die hohe Dame nach *Ihr maßt euch an etwas zu fordern, was nicht euch gehört*
    *Jedes einzelne Leben wurde durch meine Gnade verlängert! Und jedes Mal wurde es mir letztlich aus freien Stücken dargeboten. Und auch er, *die Hand des Hofschreibers richtete sich auf den Riesen, der bislang stumm dagesessen hatte *wird nicht gezwungen werden, sondern es freiwillig akzeptieren*
    *Akzeptieren?* der Riese stand langsam auf, den Blick gen Boden gerichtet, die Fäuste geballt *Ich werde es akzeptieren?*und seine Stimme steigerte sich von einem Flüstern zu einem Brüllen*
    *Ich werde niemals irgendetwas akzeptieren! Eher gehe ich zu Hotep als das du auch nur den Dreck unter meinen Fingernägeln bekommst!* weiß war sein Gesicht vor Wut, als er auf den Hofschreiber zutrat.
    Doch die hohe Dame sagte nur ein Wort.*Durhas* Nicht laut, nicht leise, und doch hielt der Riese inne und setzte sich zurück auf seinen Platz. Die Augen brannten vor Hass auf den alten Mann vor ihm.
    Sie hingegen trat in die Mitte des Raumes, und etwas höchst Eigenartiges geschah.
    Es war wie ein Hall, ein Echo, und doch so durchdringend, dass man es schmecken konnte. Es legte sich sie flüssiger Honig in den Magen, lies die Knochen vibrieren, und umspülte den Geist wie ein beginnendes Fieber.
    Es war ein Riss in dem Gewebe der Realität der sich auftat, und zwei Mächtige betraten das Sein, gerufen auf Bitten ihrer Sprecher. Der eine Schwarz, der andere Blau.
    Und der Marid eilte an die Seite des Hofschreibers.
    *An meine Seite Kind!* sprudelte das Blau *Auf Bitten einer, besseren Worte Gewicht haben löse ich dich aus dem, was dich an diesen Menschen bindet.* Und der Wassergeist ließ sich widerspruchslos nieder unter dem Blau.
    *Du maßt dir an, über etwas zu verfügen, dass dir nicht gehört!* Und wie Schatten legte sich jedes Wort vor die Augen aller Anwesenden, als die hohe Dame durch das Schwarz sprach.
    Stolz trat in die Augen des Hofschreibers, und ohne Furcht trat er vor die beiden Gestalten *Nichts masse ich mir an, denn ich selbst handle im Sinne eines Mächtigen! Sein Wille leitet mein Handeln!*
    *Sein Wille? Hörst du das Bruder?* abermals bracht die Realität, und Splitter wie Glas aus reinem Licht bohrten sich wie Blitze in das Bewusstsein der Umstehenden.
    *Dieser Mensch behauptet in deinem Sinne zu handeln. Was hast du dir dabei gedacht? Soll ich mich ein weiteres Mal um deine Kurzsichtigkeit kümmern?*
    *Er spricht wahr. Ihm galt mein Wohlwollen. Seine Absichten spiegelten meinen Willen wieder.* Und die Aufmerksamkeit des Weiß richtete sich auf den Hofschreiber.
    *Wollen wir ihm die Möglichkeit geben sich zu rechtfertigen. Sprich also und lege dein Handeln da*
    Der Hofschreiber stand aufrecht und ohne Furcht oder Bedauern. *Mein gesamtes Sein widmete ich dem Bestreben euren Weg zu folgen. Ich erschuf ein Werkzeug um der Welt Frieden und Wohlstand zu bringen. Mit sechs Gleichgesinnten schuf ich ein Reich, wie kein anderes davor oder danach existiert hat. Doch durch Neid und Angst vor Veränderung wurde es von Anders gesinnten zerschlagen! Chaos, Tot und Zerstörung waren die Folge. Um diesen Scherbenhaufen wieder aufzubauen, war es nötig, meine Zeit zuverlängern und...*
    *Da hörst du es Bruder* unterbracht dasSchwarz *du hast zugelassen, dass sich dieser Mensch in deinem Namen Aspekten bedient, die nicht für seines Gleichen bestimmt sind. Und nicht nur das!
    Es geschah, um einen Fehlschlag zu kaschieren, der ganze Zivilisationen ausgelöscht hat. Ich muss mich wundern, wie du so etwas gutheißen kannst. Dies wird auf dich zurückfallen, und du wirst dies vor dem Rat rechtfertigen müssen*
    Für einen Augenblick, es mag auch Stunde um Stunde verstrichen sein, herrschte absolute Stille.
    Und schließlich sprach das Weiß, und das Licht wechselte von wohltuend warm zu einem Gleißen, so rein und hell, dass es drohte jegliche Realität zu zersetzen.
    *Chenem Hotep. Dein Handeln und dein Denken haben sich weit von meinem Weg entfernt. Was ich eins befürwortet habe, ist zu einer Abstraktion verkommen, die ich hier nicht in Worte fassen werde. Mein Gunst die ich dir einst gewährte ist hiermit und für immer erloschen. Die Gaben die ich dir lieh, nehme ich zurück. Und dein Leben, wir mit dem jetzigenEnden.
    Nutze die dir verbleibende Zeit, um dir über dein Versagen bewusst zu werden. Denn von nun an stehst du allein.*
    Die Stimme verstummte, das Licht erlosch und das Weiß war verschwunden, ebensowie das Schwarz und das Blau.
    Die Feuerhaarige fand zuerst dieStimme wieder *Soll das bedeuten, er darf einfach weiterleben, bis ihn das Alter holt? Das will ich nicht akzeptieren!* Zornig zog sie ihr Schwert.
    Die Jägerin hingegen trat hinter den Riesen, welcher mit starrem Blick auf den Boden blickte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. *Ein Geschenk des Marid* flüsterte sie ihm zu, und legte einen Dolch in seine Hand.
    Die Finger des Riesen schlossen sich um den Griff, und Feuer kehrte in seine Augen zurück, als sein Blick sich zu dem Hofschreiber hob.
    Dieser stand weiterhin aufrecht und stolz da, als hätte es das Urteil nie gegeben. Zorn verzerrte sein Gesicht als er sich dem Riesen zuwandte. *Du! Du Wurm hast mir mehr geschadet als jeder Aufsässige..*
    Weiter kam er nicht, denn mit einem Satz war der Riese aufgesprungen und hatte denDolch bis zum Heft in seiner Brust versenkt. Er hielt den Körper mit seiner freien Hand aufrecht, beugte sich zu ihm hinunter und flüsterte:
    *Und Hotep ist mein Zeuge, so habe ich meinen Schwurerfüllt!*
    Und so lies er den sterbenden Körper auf den Marmorboden fallen. Das Feuer erlosch und eine tiefe Müdigkeit trat in seine Augen.
    Der Marid trat vor, und richtete die Stimme an die Anwesenden. *Und nun werde ich dir deine Gestalt zurückgeben, und du wirst der neue Hofschreiber!
    Es wurde alles vorbereitet. Im Falle des Ablebens von Chenem Hotep wurde Nahotep bereits vom König selbst akzeptiert. Ich werde mich um die Angelegenheit kümmern und alles Weitere in die Wege leiten. Doch um den Übergang zu erleichternhabe ich einen Vorschlag für euch.
    Ich will gestehen, dass ich Gefallen an der Rolle des Nahotep gewonnen habe. Wenn ihr wünscht, würde ich diese und die Rolle des zukünftigen Hofschreibers bis auf Weiteres übernehmen.
    Auf diese Weise könnt ihr eure neugewonnene Freiheit so lange genießen wie es euch beliebt. Frei von den Verpflichtungen des Hofschreibers, oder dem Familienleben. Bedenkt, ihr seid offiziell mit dem Hause Tan verbunden.
    Und eines fernen Tages, wenn ihr dazu bereit seid, wird der Hofschreiber ein altes Schriftstück in den Archiven finden, die von einem verlorenen Bruder berichtet. Und er wird ihn suchen lassen.
    So er ihn findet, wird dieser in die Familie zurückgeführt, und herzlich willkommengeheißen.
    Und sollte es ihn dereinst danach verlangen, wird dem amtierenden Hofschreiber ein Unglück widerfahren, sodass sein Bruder diesen Posten übernehmen kann. Und ich werde mich endgültig aus dieser Welt zurückziehen. Was sagt ihr?*
    Doch der Riese wandte sich der Tür zu. *Tut doch was ihr wollt. Es ist mir gleich.* Und ohne auf eine Antwort zu warten verließ er mit gesenktem Kopf den Raum.
    Der Marid hielt sein Wort.
    Am nächsten Tag wurde das Ableben des Chenem Hotep, aus dem Hause Ias áb Tan, Hofschreiber des Königs von Valencia, Auge des Imfrichet, Stimme des Atu, Onyx von Radjef, Seher des Halifa Adallah Ibn al-Umbar bekannt gegeben.
    Das Alter hatte ihn zu sich geholt, und sein Sohn Nahotep sollte die Nachfolge antreten.
    Und niemand vermutete, dass sein zukünftiger Bruder in wenigen Tagen in Velia auftauchen würde.

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