Abreise und Ankunft
Mit Knarzen und Schütteln trieb das Schiff das Wasser zur Seite und bahnte sich den Weg über das Meer. Zwischen dem Tratschen der Kinder und jungen Müttern mischten sich die Befehle des Schiffcaptains an seine zwei Matrosen. Er befahl ihnen, dass Segel einzuholen um den Wind am Schiff vorbei ziehen zu lassen. Nicht nur der Wind passierte das eingezogene Segel sondern auch die feinen, warmen Strahlen der Sonne. Mit heruntergezogenen Mundwinkel und einem leichten Murren nahm der junge Mann die Strahlen entgegen, die auf sein Gesicht hinab schienen. Erst als etwas Gischt bestehend aus Salzwasser über die Reling schwappte erwachte der junge Mann vollends. Mit einem tieferen Murren zog er den Kopf zur Seite und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht um den unliebsamen Gast zu entfernen.
Das Tratschen der Kinder klang ab und die Befehle des Captains verlagerten sich an den Bug des Schiffes. Langsam und mit den Händen abstützend richtete sich der junge Mann aus der liegenden Position auf um sich schlussendlich von den Seesäcken zu erheben auf denen er es sich gemütlich gemacht hatte. Scheinbar würde der kleine Kutter bald in dem Hafendorf namens Velia anlegen. Der Himmel war klar und man konnte bereits zahlreiche Schiffe bestaunen, die im Hafen angelegt hatten. Es waren einfache Schiffe, die von starken Männern mit schweren Kisten beladen wurden. Von weiten machte Velia einen fremden, aber doch interessanten Eindruck auf den jungen Mann. Die langsamen Schritte trugen seine noch müden Füße zur Reling damit die müden Hände den müden Körper daran abstützen konnten. Die Brise der Meerluft blies durch sein Gesicht und das der begeisterten Kinder. Sie deuteten mit ihren Händen auf die Schiffe, die Vögel und Wellenspiele, die sich ihnen auf dem Weg offenbarten. Eine der jungen Mütter warf ihm, dem Fremden, einen musternden Blick zu. Er entgegnete ihrem Blick mit einem ruhigen und sanften Lächeln. Für einige wenige Sekunde blieben die Blicke haften ehe sie sich beide wieder dem Hafen zu wendeten. Mit der rechten Hand prüfte er nochmals die Halterung der Schwertscheide und des Köchers ehe er sich wieder an die Reling lehnte und mit den Kindern beobachtete wie das Schiff am Hafen von Velia anlegte.
Einige Monate zuvor, zur Zeit der fallenden Blätter
Zögernd klapperte die Ausrüstung, die auf dem Rücken und um die Hüfte gebunden war. Sie bestand aus kleinen Utensilien und etwas Proviant für eine längere Reise. Jeder Schritt fühlte sich immer langsamer an als der vorherige und während die Bäume mit dem prächtigen Stamm langsam ihre Blätter verloren um ein Zeichen für das Ende einer Zeit zu benennen, lief ein junger Mann einer neuen Zeit entgegen. Xineko zog die Schulter nach oben um den Rucksack zurecht zu legen. Er fühlte sich momentan alles andere als sicher und kämpfte immer wieder mit dem Drang noch einen letzten Blick nach hinten zu werfen. Nagame war zwischen den zahlreichen Bäumen und Blättern nicht mehr sichtbar aber dennoch empfand er, dass es ein Gefühl von Wärme vermitteln konnte noch einen letzten Blick zu riskieren. Er blieb stehen in mitten des Farbenbildes der Natur. Der Wind zog sich langsam über den Boden, wehte die Blätter auf und ließ sie in den Himmel empor steigen. Vögel zwitscherten und Xineko fühlte ihren Spott. Jetzt zurück zu blicken bedeutete unsicher zu sein, doch er war nicht unsicher in seiner Entscheidung. Was er fühlte war das Gefühl von Feigheit und Großvater hatte ihm gelehrt vieles zu sein aber kein Feigling. Er würde wie ein wahrer Musa zu seiner Entscheidung stehen selbst wenn dieser neue Weg womöglich das Ende bedeuten möge.
Großvater und Vater waren schockiert, jeder auf seine eigene Art und Weise. Während Großvater seine Enttäuschung hinter der typischen kalten Mimik versteckte, entgleisten Vater alle Gesichtszüge. Sie waren enttäuscht, dass konnte man in der Vibration der Luft spüren doch so groß ihre Enttäuschung war so fest war Xinekos Entschluss in den Süden zu reisen. Vater wollte in den Norden, Großvater wollte dass er sich in den Dienst eines Herren stellte. Er hörte auf keinen der Beiden und beschloss den einzigen Weg zu gehen, der wirklich der seine gewesen wäre. Die Verabschiedung von Vater war herzlich, warm und doch bedrückend. Er freute sich seinen Sohn eigene Entscheidungen treffen zu sehen, bedauerte aber offenkundig diesen doch selbstständigen Weg. Großvater hingegen blieb seinem Form treu. Er war steif, kühl und traditionalistisch. Doch er übergab die eigene Rüstung und das Schwert. Es war eine kleine aber immens bedeutende Geste. Ohne das ein Wort gewechselt wurde übergab man Xineko nicht nur Ausrüstung sondern auch Verantwortung. Er konnte förmlich den Druck auf den Schultern spüren und innerlich formte er bereits den Aufruf dem Clan alle Ehre zu machen. Es bliebt beim Schweigen und so nickten sich die Männer gegenseitig in Anerkennung und Respekt zu.
Er kannte die Wälder um Nagame herum gut genug um sich auch abseits der Straßen zurecht zu finden. Manchmal war es besser die Straßen doch zu umgehen, wenn sich ein Räuberpaar wieder in der Pflicht sah Reisende auf den festgetretenen Straßen um ihr Hab und Gut zu erleichtern. Sie hätten bei ihm vermutlich kein leichtes Spiel aber die Reise war lang und Kräfte wollten geschont werden. Noch war es heller Tag aber bald würde sich die Sonne zu ihrem täglichen Schlaf begeben und dann war er hoffentlich bereits in dem Dorf östlich angekommen um etwas zu essen und Teile seiner Ausrüstung gegen bare Münze einzutauschen. Reisen konnten teuer werden vor allem wenn es dafür ein Schiff benötigte. Gezielte, präzise Schritte brachten Xineko in die Lage sich geschwind und elegant zwischen dem Unterholz zu bewegen. Er fühlte wie sein Herz vor Vorfreude aber auch Besorgnis tiefe Schläge hinterließ. Das Gefühl war einzigartig und doch beflügelnd.
Mit der Hand fuhr er über die Rinde eines alten Baumes entlang und schwang sich um ihn herum. Für den Moment blieb er stehen und blickte von einem Vorsprung auf das östliche Dorf hinab, dass im Tal lag. Feine Säulen aus grauem Rauch stiegen aus den Hütten empor und zeigten die arbeitende Schmiede. Das Kreischen eines Habichts hallte über das Tal. Er glitt majestätisch auf den feinen Luftströmen über dem Boden bevor erneut Wind aus den Tiefen des Waldes das Tal hinab und an dem Schwertkämpfer vorbei strömte. Es war Zeit weiterzugehen.
Jetzt
Nur wenige Schritte trennten ihn nun noch von seinem vorläufigen Ziel. Bei der Ankunft in Velia hatte er sich umgehört und ließ sich von einem Händler in dessen Kutsche eine Zeit lang mitnehmen. Im Gegenzug hatte er sein Schwert angeboten um den Händler vor Dieben oder dunklen Kreaturen zu beschützen. Es gab auf dem Weg eine kleinere Diskussion aber zum Glück blieb eine gewaltsame Konfrontation aus und das Schwert verweilte in der Scheide. Der Händler war nett und ebenso ruhig wie Xineko selbst. Sie redeten wenig und meist über belanglose Dinge, doch es war spürbar wie groß der Drang des Händlers war weiter nachzufragen. Xineko lobte innerlich die Zurückhaltung und den Respekt des Händlers ihm gegenüber. Im Gegenzug blieb auch er ruhiger und stellte keine Fragen. Kurz vor der großen Stadt Calpheon verabschiedete er sich von seinem flüchtigen Freund, der weiter Richtung Süden fahren wollte. Es war mit einem Lächeln verbunden aber beiden Männern war klar, dass sie sich wohl nie wiedersehen würden. Xineko wandte sich von dem fahrenden Händler ab und marschierte auf die Tore Calpheons zu. Schon von weitem war die Pracht der Stadt erkennbar und für einen Moment bildete sich der junge Mann ein auch den dortigen Geruch wahrnehmen zu können ehe das Kreischen eines Habichts ihn aus den Gedanken zog. Elegant und präzise landete der Habicht in einem Gleitflug auf der Schulter des Musa. Seit seinem Aufbruch aus Nagame hatte dieses besondere Tier ihn nun verfolgt. Mittlerweile hatte er es als Höflichkeitsbesuche angenommen und erfreute sich seiner doch sehr anhänglichen Bekanntschaft.
"Na Argo? Wolltest du mich mal wieder begrüßen um mir zu zeigen, dass du mich noch nicht vergessen hast?", legte Xineko den Kopf etwas schief und sprach zu seinem gefiederten Freund.
Argo, der Habicht, legte seinen gefederten Kopf ebenso etwas zur Seite und öffnete den Schnabel langsam dabei. Es kam ein langgezogenes, abgeschwächtes Kreischen aus dem Hals des Tieres. Egal was Argo damit auszudrücken versuchte, Xineko fasste es als Zustimmung auf. Mit vorsichtiger Hand legte er seine Finger auf den Kopf des Vogels und strich über die Federn. Ein kleiner Ring am linken Fuß offenbarte den Namen des gefiederten Freundes, welcher gerade die Berührungen zu genoss.
"So mein Kleiner. Während ich den beschwerlichen Weg hier gehe kannst du dir ja unsere neue Heimat mal von oben angucken.", stimmte Xineko den Habicht ein und zuckte mit der Schulter vor.
Der Habicht ließ seine Flügel sich in voller Pracht öffnen und katapultierte sich in die Lüfte hinein um ein wachsames Auge auf den Schwertkämpfer zu haben. Für einige Sekunden blickte Xineko dem Vogel hinterher und setze seinen Weg fort. Bis zur Abendsonne würde er Calpheon erreicht haben.
Ich bin der Auffassung, dass das Twix mit Schokolade überzogen wird.
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